Als wir vor sehr vielen Jahren Anton trafen, gab es noch kein Land der Tiere – aber den Plan, es Realität werden zu lassen. Für Tiere wie Anton, die vergessenen und still leidenden kleinen und großen Tiere, die in Ställen und Käfigen nebenan hocken und einen Ort brauchen, wo sie ein echtes, zufriedenes und glückliches Leben führen können bis zu ihrem natürlichen Tod.
Es gab noch kein Land der Tiere, aber unter anderem einige Kaninchengehege bei uns. Und einen freien Kaninchenplatz durch den Tod eines alten Kaninchens, dessen Gefährte neue Gesellschaft brauchte. Und in den Tiermarktanzeigen ein altes Kaninchen, wahrscheinlich passende Gesellschaft, „zu verschenken“. Eines dieser Kaninchen, welches xmal mitsamt Käfig verschenkt wird, und niemals ein echtes Leben haben würde…
Wir fuhren, um es abzuholen – und kamen ungeplant nicht mit einem, sondern drei Kaninchen zurück. Zwei alte ehemalige „Zuchthäsinnen“, von denen eine Antons Mutter war – und Anton. Ihn wollte die Züchterin eigentlich verkaufen, was aber nicht funktioniert hatte. Anton, ein winziges dürres ängstliches Kaninchenbaby, viel zu früh von seiner Mutter getrennt, kurz vorm Verhungern, saß alleine und verstört in einen kleinen Käfig. Seiner Halterin, die eine „Hobbyzucht“ betrieb, war ihrer Aussage nach „das Geld für das Kaninchenfutter ausgegangen“. Wir erleichterten sie um einige ihrer Sorgen – und nahmen ihre restlichen Kaninchen und ihr Versprechen, keine Tiere mehr zu halten, mit.
Für Anton wurde das Land der Tiere einige Jahre später sein Lebensort: Er zog als einer der ersten Bewohner mit ein. Um ein Leben zu haben, was jedem Tier zusteht: in netter Gesellschaft, größtmöglicher Freiheit, mit Sonne auf dem Po, Wind um die Nase, eigenem Wald und jede Menge Platz zum Hoppeln, Freunde und Freundinnen zum Kuscheln – und Möhrengrün.
Anton ist am Wochenende in hohem Alter friedlich gestorben. Adieu, Antönchen.