Liebevolle Erinnerungen
An dieser Stelle möchten wir unserer ehemaligen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner gedenken. Danke, dass wir euch ein Stück eures Weges begleiten durften. Wir werden die Erinnerung an euch immer in unseren Herzen tragen.

Abschied von 26780
In Trauer um jemanden, der wir vor einer Woche das erste Mal begegneten. Es blieb nicht einmal Zeit, ihr einen Namen zu geben.
Wir rechneten mit der Nachricht aus der Tierklinik, dass sie gestorben ist. Dabei hätte es doch der Beginn eines neuen Lebens werden sollten, aber es war zu spät für ihre Rettung. Ihr Zustand war so schlecht, dass wir sie, klapperdünn, dehydriert, kaum in der Lage zu stehen, vergangene Woche gleich nach ihrem Einzug ins Land der Tiere in die Tierklinik brachten. Wo alles versucht wurde, ihr Leben zu retten. Vergeblich.
Abschied von Emily
Die Spuren, die Emilys Körper beim Einzug ins Land der Tiere vor dreieinhalb Jahren trug, erzählten uns von dem, was vorher ihr Leben gewesen sein muss. Ein gutes Leben war es nicht: Ihre Fußballengeschwüre, ihr zerrupftes Gefieder, die „tierindustrietypischen“ Verletzungen am Rücken, ihre Traurigkeit und anfängliche Unfähigkeit, mit einfachen und eigentlich selbstverständlichen Dingen wie „Regen“ umzugehen, zeigte eindeutig, dass sie bislang ausschließlich im Stall gehalten wurde. Eine, die „Nutztier“ war – und es geschafft hatte, zu entkommen.
Abschied von Mrs. Bean
Mrs. Bean, für manche „Bohne“, andere „Böhnchen“ – oder auch „dicke Bohne“. Für ihr Dicksein konnte sie nichts, es war ihre „Mastgenetik“. Die Genetik, die sie Jahre ihres Lebens gekostet hat.
Mrs. Bean kam im März 2020 aus einem „Tiersammelhaushalt“ zu uns, als dort Dutzende Tiere aus Tierschutzgründen geräumt wurden. Ihre „Besitzerin“ führte einen angeblichen „Hundegnadenhof“, die Hunde lebten unter unfassbar schlechten Bedingungen. Auch viele Vögel hielt sie – darunter zwei Puten, für die bei der Räumung noch kein Platz gefunden war, wo sie unterkommen konnten. Mrs. Bean und ihre damalige Freundin Fräulein Schmittlauch zogen ins Land der Tiere ein.
Abschied von Mupf
Als Mupf ins noch ganz neue Land der Tiere einzog, gab es hier nur zwei Schafe außer ihr. Zwei alte Herren, die wir lange kannten, bevor das Land der Tiere existierte – und ein Versprechen, dass es ihre Heimat für den Rest des Lebens sein würde. Mupf kam zur richtigen Zeit für die alten Herren. Die beiden hatten grade ihre geliebte Freundin und Vertraute verloren, ein kleines altes Schäfchen, welches den Herren immer jede Entscheidung abgenommen hatte. Die alten Herren waren tieftraurig und orientierungslos nach ihrem Tod.
Abschied von Graunasenpunkt Ostermann
Als wir Ostern 2021 seine Mutter einfingen, die von ihrem „Besitzer“ beim Wegzug auf einem vermüllten Grundstück zurückgelassen worden war, wussten wir noch nichts von seiner Existenz. Drei Wochen später baute Frau Ostermann dann ein Nest. Sieben kleine Osterkinder kuschelten und brummten in dem Nest herum.
Abschied von Maria
Manche tödliche Gefahr ist winzig klein und kommt als Bakterium. Manchmal versagt einfach ein Herz. Und manchmal kommt die Gefahr auf Flügeln.
Maria… sie wurde wahrscheinlich Opfer eines Greifvogels. Es gab keine Spuren, die darauf hindeuteten, dass sie durchs Gelände gejagt wurde. Dass sie versucht hat, zu flüchten. Sie muss völlig unvorbereitet gestorben sein, vielleicht tief beschäftigt damit, das Laub unter dem Baum, wo wir sie fanden, auf der Suche nach Schätzen umzugraben. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob sie vielleicht sogar dort eines anderen, körperlichen Todes starb und im Nachhinein „Beute“ wurde, oder ob ein Greifvogel sie dort erwischte und sofort tötete.
Abschied von den Damen Wiesengrün
Wir wurden ein bisschen die Mütter, die sie nie hatten.
Sechs flauschige, winzige, piepsende, Vögelchen, die eigentlich unter den schützenden Flügel ihrer echten Mütter gehört hätten. Die hatten sie jedoch nie – also nie kennengelernt. Stattdessen saßen sie in dieser Mastanlage, um möglichst schnell dick zu werden. Todgeweihte Babys.
Denn eigentlich wurden sie „als Masthühner produziert“. Ihr Leben begann im Februar 2020 im Brutschrank einer Brüterei. 700 Millionen Küken werden so pro Jahr in Deutschland ausgebrütet und nach dem Schlüpfen in riesengroße Mastanlagen mit durchschnittlich 41.000 Hühnerküken „eingestallt“ und gemästet. Als Masthühner wären sie nach 29-42 Tagen Existenz geschlachtet worden – also noch als Babys. Masthühner wiegen dann bereits bis zu zweieinhalb Kilo, falls sie die Mast und ihr immenses Wachstum überhaupt überlebt haben.