Liebevolle Erinnerungen
An dieser Stelle möchten wir unserer ehemaligen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner gedenken. Danke, dass wir euch ein Stück eures Weges begleiten durften. Wir werden die Erinnerung an euch immer in unseren Herzen tragen.
Abschied von Grisela
Warum wir keine Eier essen? Auch nicht Bio oder „vom Bauern nebenan“, ja sogar nicht einmal die Eier von geretteten Hühnern, die bei uns ein gutes Leben führen?
Weil es sich nicht gut anfühlen würde. Wegen Hennen wie Griesela. Ein unfassbar charmantes Huhn. Sie war eine von denen, die als Zuchttiere für die Produktion von „bunten Legehennen für den privaten Gebrauch“ benutzt wurde. Ein hübsches, graues Huhn, dem man nicht ansah, dass auch sie zu den „Turbohennen“ gehörte, die zwar nicht 300 Eier pro Jahr, wie die im kommerziellen Eier-Bereich benutzten Hühner, sondern „nur“ 250 Eier legte. Und dann auch noch „ganz besondere Eier“, nämlich mit grüner Schale. Auf diese spezielle Eierschalenfarbe werden die Hennen auch namentlich reduziert: man nennt sie „Grünleger“. Auch „Schokoleger“ gibt es heute, die bunten Eier erfreuen sich hoher Beliebtheit, nicht nur zu Ostern, ungefärbt hübsch bunt. Da denkt man ungerne an die Hennen, die die bunten Eier legten. Und wenn? Dann hat man meist völlig falsche Vorstellungen und irgendein grünes Idyll vor Augen.
Abschied von Paulchen
Als wir Paulchen vor vier Jahren kennenlernten, waren sie und ihre Tochter Brigitte „Angst pur“. Und das, obwohl sie ihre Besitzerin, die früher Schafe als Nutztiere hielt, davon überzeugt hatten, dass es gut ist, damit aufzuhören und Schafe einfach Schafe sein zu lassen – leben zu lassen. Lämmer nicht zu schlachten, Schafe überhaupt nicht mehr „zu nutzen“.
Paulchen war zu dem Zeitpunkt, wo sich ihre Besitzerin aus Altersgründen von ihr und Brigitte trennen musste, was ihr sehr schwerfiel, 13 Jahre alt. Und eine „gesundheitliche Baustelle“. Einzellige Parasiten hatten ihren Darm nachhaltig geschädigt. Paulchen war damit „Dauerpatientin“.
Abschied von Wiesel
Meerschweinchen sind äußerst gesellig und haben sich viel zu erzählen. Und wo zwei sind, können auch vier leben, dachten wir, als wir zufällig in den Ebay-Kleinanzeigen über zwei Meerschweinchen fielen.
Abschied von Bürste
Sie war nicht „einfach nur ein Meerschweinchen“, sondern eine unglaublich liebenswerte, schrullige, kleine Person: Bürste.
Es sind oft die Alten, Kranken, „Besonderen“, mit denen wir am tiefsten verbunden sind. Die Tiere, die ihre kleinen und großen Baustellen schon beim Einzug mitbringen – und die Aussicht, dass ihre verbleibende Lebenszeit nicht mehr lang sein wird.
Abschied von Fräulein Schmittlauch
Fräulein Schmittlauch kam vor fast vier Jahren aus einer Räumung bei einer „Tiersammlerin“ zu uns. Es war ein furchtbarer Animal Hoarding-Fall in Niedersachsen. Neben über 70 Hunden in schlimmsten Zuständen lebten in der angeblichen Tierpension, die sich auch „Hundegnadenhof“ nannte, auch viele Vögel, Gänse, Enten, Hühner – und zwei Puten. Als der Hof komplett geräumt wurde, halfen wir wie viele andere auch durch die Aufnahme von Tieren: ins Land der Tiere zogen die beiden Puten.
Abschied von Trudi
Wir konnten uns nie vorstellen, ohne Trudi zu sein.
Wie wählt man aus, welche Tiere aus einer Herde mit „Zucht- und Schlachtschafen“ den Ort, an dem ihnen jahrelang ihre Kinder weggenommen und getötet wurden, verlassen können und ins Land der Tiere einziehen werden? Bei Trudi war es keine Frage. Es war ein Foto, das entschied. Ein Foto mit einem ungepflegten, älteren Wildschaf mit katastrophalen Klauen reichte um zu sagen „die alte Mufflondame mit den schlimmen Füßen, die muss auf jeden Fall mit!“.
Abschied von Claudius
Was „Putenmast“ bedeutet kann sich kaum jemand vorstellen. Tausende Tiere in einer Halle, auf einer immer dicker werdenden Schicht ihre Exkremente bei zunehmend weniger Platz, bis sich Pute an Pute quetscht. Enormer Stress, Kannibalismus, Verletzungen, Krankheiten, Tote. 21 Kilo wiegen männliche Puten nach 21 Wochen Mast – am Ende ihres Lebens. Zwei kleine Putenjungs haben es im Oktober 2020 geschafft, ihrem Tod in der Mastanlage oder im Schlachthof zu entkommen. Wir nannten sie Claudius und Bibo.
Abschied von Pongo
Zwei Jahre und drei Monate sein, wer man ist: ein freiheitsliebender, absolut geduldiger und liebevoller Familienvater, der er wie kaum ein anderer verstanden hat, sich nicht von seinen Söhnen und Töchtern aus der Ruhe bringen zu lassen.
Abschied von drei Damen der Familie Kalkbein
Als „Die Kalkbeins“ im Sommer 2023 ins Land der Tiere kamen, waren wir erschüttert über ihren Zustand. Verwundert, dass sie überhaupt ein für „Legehennen“ hohes Alter von sieben oder mehr Jahren erreicht hatten. Der alte Mann, dem sie gehörten, mochte seine Hühner wahrscheinlich. Doch irgendwann war er nicht mal mehr in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern – und vielleicht hat er gar nicht bemerkt, wie schlecht es seinen Hühnern ging. Leider hat auch sonst niemand hingeschaut.
Zacke Wiesengrün
Dankbar für drei Jahre und neun Monate Leben.
Zacke Wiesengrün kam vor drei Jahren und neun Monaten zu uns, grade ein paar Tage alt. Einer, der das zufällige große Glück hatte, bei einer Tierbefreiung in einer Mastanlage mit 41.000 anderen Küken genau in der Nähe der Transportbox zu sein, die ihm und fünft anderen Küken, die eigentlich “als Masthühner produziert“ worden waren, das Leben rettete. Die Geretteten bekamen den Familiennamen „Wiesengrün“.