Kann man sich mit dem Tod versöhnen? Vielleicht wenn er nach einem langen, friedlichen, wunderbaren Leben eintritt.

Als wir Max kennenlernten, war er ein Lamm. Ein „Osterlamm“ ohne Zukunftsaussicht. Sein Leben hatte er Menschen zu verdanken, die vor über 15 Jahren vor einer Schafherde mit Lämmern standen und die kleinen Schafe bewunderten. Ihren war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, dass all die kleinen männlichen Lämmer schon bei ihrer Geburt „zum Tod verurteilt“ waren – und im Alter von wenigen Wochen geschlachtet werden. Diese traurige Erkenntnis ließ sie handeln. Vegetarier*innen werden – und Max retten.

Viele glückliche Jahre lebte Max bei ihnen ein wohlbehütetes Leben, in dieser Zeit trafen wir ihn regelmäßig, Max wurde zum Vertrauten. Er für uns, wir für ihn. Dass er irgendwann im Land der Tiere leben würde, wusste da noch niemand. Als seine Menschen den Entschluss fassten, auszuwandern, war klar, dass Max seinen Lebensort für die letzten Jahre dort finden würde, wo er Vertraute haben würde: im Land der Tiere.

Als er zusammen mit seinem besten Schaf-Freund Moritz und der kleinen alten Lotte im Land der Tiere einzog, war er bereits ein alter Herr. Niemals ein Schaf mit „Führungsqualitäten“, sondern ein sanfter Riese.

Irgendwann in einem Zustand zwischen Altersweisheit und Tüdeligkeit angekommen. Max überlebte Lotte und Moritz. Der Tod vom Moritz vor einigen Monaten war schwer zu verkraften für ihn. Zwei Freunde, über 14 Jahre lang Seite an Seite in tiefer Verbundenheit. Max verlor trotzdem nicht den Mut, lebte zufrieden zusammen mit den anderen Schafen. Trotz aller Altersgebrechen und Arthrose in den Gelenken hatte er einen Anspruch: dabei zu sein, mitten im Leben. Mit den anderen herumzuziehen, anzukommen, wenn er uns sah, Kekse und Streicheleinheiten abholen, auch wenn es zusehend schwerer fiel.

Mit diesem Anspruch ging Max in seinen letzten Lebenstag. Einige Tage vor seinem Tod wurde er zum Notfallpatienten aufgrund organischer Probleme. Er überlebte die ersten Tage, obwohl es keine Hoffnung gab. Wir wussten es, er wusste es. Max ging es furchtbar schlecht. Er lag bereits so, dass wir kaum dachten, dass er noch einmal aufsteht. Doch Max stand auf. Für einen letzten Spaziergang durchs Land der Tiere, zusammen mit den anderen Schafen. Danach ging er in den Stall, legte sich – und starb.

Adieu, Max.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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