Als die ersten Puten ins Land der Tiere einzogen, hatten wir eine Ahnung.
Eine Ahnung, dass es sich bei den für die Fleischproduktion gezüchteten Puten um „Produkte“ handelt, die nicht zum Leben, sondern zum Sterben produziert wurden. Wir wussten um die Brutalitäten in den Mastanlagen, um Schlachtstatistiken, genetische und haltungsbedingte Krankheiten. Um Tiere, denen die Beine wegsacken, deren Schlagadern platzen, die auf den Rücken fallen und nicht mehr hochkommen, weil sie so schwer sind.
Wir wussten viel – aber wussten noch nicht, wer sie wirklich sind. Dass wir sie irgendwann verstehen würden. Jeden ihrer vielen verschiedenen Töne, jedes Glucksen, Zwitschern, jedes „Pfft“. Daran und an ihrem Blick und ihrer Farbe erkennen, wie sie sich fühlen, was sie wünschen und was sie planen, als nächstes zu tun. Wir wussten nicht, dass sie mit uns spazieren gehen würden wie Hunde, nicht, dass manche gestreichelt werden möchten.
Mit ihnen zusammen zu sein, zu kuscheln, Streitigkeiten zu schlichten, jeden Versuch zu unternehmen, das unausweichliche Versagen ihrer Körper herauszuzögen, ihnen im Alltag zu helfen, wenn sie nicht tun können, was sie eigentlich wollen, ist „unser Job“. Wir hassen ihn, weil wir sie lieben. Und werden ihn solange tun, wie es für die Fleischproduktion gezüchtete Wesen wie sie gibt. Wir würden das Zusammenleben mit ihnen vermissen – und sehnen uns für sie nach einem Tag, an dem es keine Mastputen und keine Mastanlagen mehr gibt.