Die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, Tiere wie Kurti zu retten, hat Kurti eindeutig beantwortet. Dreieinhalb Jahre lang, die Kurti voller Mut auf einem Bein durchs Grün hüpfte und nicht ans Aufgeben dachte. An keinem Tag.

Außer an seinen letzten Tagen.

Kurti kam als noch ganz junger Vogel zu uns, mit irreparablem Beinschaden. Kurti und seine Geschwister Lotta und Sputnik wurden als „Mastputen“ gezüchtet. Die ersten vier Monate ihres Lebens führten sie wortwörtlich ein beschissenes Leben in Matsch und Kot, wurden mangelhaft versorgt. Dass sie im Dezember 2018 dieses Leben gegen ein echtes eintauschen konnten und an einen Ort ziehen, wo niemand jemals beabsichtigt, sie zu schlachten, haben sie Menschen zu verdanken, die sie retteten, als ihr Besitzer starb und der Hof, wo sie lebten, aufgelöst wurde. Und den Menschen, die mithelfen, dass es Orte wie das Land der Tiere gibt, wo ehemalige „Nutztiere“ einfach in Frieden leben können.

Viele der Tiere, die ihren Weg zu uns finden, haben leider auch große körperliche Probleme – die meist „menschgemacht“ sind. Sie wurden gezüchtet, um möglichst „nützlich“ zu sein. Ihre körperliche Fitness und eine möglichst lange Lebenserwartung blieben dabei auf der Strecke, sind zu groß, zu schwer, „kaputt gezüchtet“. Wie bei „Sorgenvogel“ Kurti. Kurti – er konnte von Anfang an eines seiner Beine aufgrund einer zuchtbedingten, irreparablen Fehlstellung, die das Bein nach außen drehte, nicht wirklich benutzen.

Kurtis schlimmes Bein wurde während er wuchs und schwerer wurde schlimmer und schlimmer, bis er es gar nicht mehr benutzen konnte. Bei jeder Verschlechterung brauchte Kurti nur wenige Tage, um wieder eine Lösung zu finden, trotz allem mobil zu bleiben. Er entwickelte immer neue Strategien, klarzukommen – und hüpfte auf einem Bein durchs Leben. Machte das so großartig, dass es fast beschämend war, ihn zu sehen, mit seinem menschgemachten Problem.

Kurti meisterte sein Leben fantastisch. Zeigte uns dreieinhalb Jahre lang jeden Tag, wie groß trotz allem seine Lust aufs Leben war. Nur seiner positiven Lebenseinstellung hat er zu verdanken, dass er mit seinem Körper vier Jahre alt werden konnte. Dass der Tag so spät kommt, an dem Kurti nicht mehr in der Lage sein würde, sein Problem zu besiegen, hätte niemand zu hoffen gewagt. Der Tag, an dem er seinen Mut verlieren würde, weil er keine Strategie mehr fand und er merkte: es gab keine Möglichkeit mehr, zu tun, was er wollte. Draußen sein, frei sein, sich bewegen. Nie wieder.

Gar nicht mehr mobil zu sein, war unerträglich für ihn. Das Einzige, was wir noch für ihn tun konnten, war ihn einschläfern zu lassen.

Adieu, Kurti.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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