Es war ein Morgen wie immer. Wie immer ging Isa mit den anderen bei Sonnenaufgang raus. Wie immer flügelschlagend nach der Nacht, laut rufend in den Tag, entspannt eine Runde grasen gehen, den Kopf zusammen mit den anderen in den frischen Wassereimer stecken, eine Runde schwimmen im Teich. Alles mit der gewohnten Isa-Ruhe.

Isa war immer „nett“, niemals frech mit den anderen Gänsen oder angriffslustig gegenüber Menschen – ganz im Gegensatz zu ihrem Gefährten Toni, mit dem zusammen sie vor fast auf den Tag genau vier Jahren ins Land der Tiere einzog. Isa folgte Toni auf Schritt und Tritt, und das obwohl Toni phasenweise alles andere als nett mit ihr war. Erst im Lauf der Zeit wurde uns klar, dass die beiden nie ein echtes Paar waren. Wie auch, die beiden hatten es sich nicht ausgesucht, zusammen zu leben. Wären sie wild und flugfähig gewesen, sicherlich hätte Isa es vorgezogen, loszufliegen und irgendwann irgendwo einen „netteren“, anderen Ganter zu treffen. Wenn Toni statt Isa eine der anderen Gänse nervte, machte sie einen ziemlich frohen Eindruck. Ging mit einer anderen Gans schwimmen und genoss es.

An dem Morgen hätten wir nie gedacht, dass es Isas Letzter sein könnte. Es war wie immer. Auch mittags war alles wie immer, wo alle Gänse um den Teich herumliegen, den Kopf weich unter einem Flügel gebettet – und Mittagsschlaf machen. Sich nicht einmal stören lassen, wenn ein Mensch längsläuft. Gänsen sagt man nicht umsonst nach, sie seien die „besseren Wachhunde“: ohne angeschnattert zu werden sich Gänsen zu nähern ist fast unmöglich. Nur nicht, wenn sie Mittagsschlaf machen.

Zum Abendessen erschienen – unter lautem Geschnatter – nur fünf Gänse. Isa fehlte. Wir fanden sie. Gestorben ohne jede Vorankündigung, Krankheit oder fremde Gewalteinwirkung, als ob einfach ihr Herz auch für sie überraschend versagt hätte.
Isa wurde 14 plus x Jahre alt. Wann sie schlüpfte, ist unbekannt. Gezüchtet wurde sie wie alle „Hausgänse“ als „Mastgans“. Isa hatte das Glück, gerettet zu werden, was ihr ermöglichte, ganz Gans sein zu können. Eine sehr nette Gans.

Adieu, Isa.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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