Manche tödliche Gefahr ist winzig klein und kommt als Bakterium. Manchmal versagt einfach ein Herz. Und manchmal kommt die Gefahr auf Flügeln.

Maria… sie wurde wahrscheinlich Opfer eines Greifvogels. Es gab keine Spuren, die darauf hindeuteten, dass sie durchs Gelände gejagt wurde. Dass sie versucht hat, zu flüchten. Sie muss völlig unvorbereitet gestorben sein, vielleicht tief beschäftigt damit, das Laub unter dem Baum, wo wir sie fanden, auf der Suche nach Schätzen umzugraben. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob sie vielleicht sogar dort eines anderen, körperlichen Todes starb und im Nachhinein „Beute“ wurde, oder ob ein Greifvogel sie dort erwischte und sofort tötete.

Maria war schon länger anders als die anderen, jedoch ohne dabei „diagnostizierbar krank“ zu sein. Trieb sich oft alleine draußen herum, brauchte immer eine Extraeinladung, abends ins Haus zu kommen, wenn die anderen schon längst ungeduldig auf ihr Abendessen warteten. Ob es am Ende ihre spezielle Art, doch eine Erkrankung oder einfach das Unglück war, zur falschen Zeit am falschen Ort draußen gewesen zu sein, werden wir nie erfahren.

Anderthalb Jahre lebte sie nun zusammen mit anderen geretteten Hühnern im Land der Tiere. Bevor wir sie kennenlernten, war sie eine Henne, die niemals im Leben Sonne sah, lebte zusammen mit vielen Tausend anderen Hühnern in einem „Bodenhaltungsbetrieb“. Als sie „zur Produktion von Bruteiern nicht mehr gut genug“ war, konnten Tierschützer*innen sie vor der Schlachtung retten. Dass sie immerhin noch anderthalb Jahre Huhn sein konnte, mit der Möglichkeit, im Laub unter Bäumen nach Schätzen zu suchen, war ihr großes Glück – und am Ende vielleicht auch Verhängnis. Wir sind uns sicher, sie hätte ihre gewonnene Freiheit, die sie in vollen Zügen genoss, niemals eintauschen wollen gegen ein Hühnerleben wie das, was sie vor ihrer Rettung führte. Auch nicht gegen einen goldenen Käfig, der ihr die Bäume und das Laub darunter und ihre Selbstbestimmtheit genommen hätte.

Das Foto entstand kurz nach ihrer Rettung, als sie ihre persönliche Welteroberung startete.

Adieu, Maria.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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