Vor zwei Jahren waren wir halb glücklich, halb sehr unglücklich, weil wir von zwei auf einem vermüllten Grundstück zurückgelassenen Kaninchen nur eins einfangen konnten. Am Ende wurde alles gut, „Überraschung inklusive“.
Die beiden Kaninchen lebten frei auf dem Grundstück. Im Lauf der Zeit hatten sie sich beachtliche Tunnelsysteme und Höhlen angelegt, in denen sogar ein Schrottauto versunken war, die Nebengebäude mit Naturboden waren komplett unterhöhlt, Einsturzgefahr – und die Kaninchen unauffindbar. Wir sahen beide kurz. Sie verschwanden im Untergrund. Eigentlich ein echtes „hoffnungsloses Unterfangen“. Aber aufgeben? Die vielen Raubtierspuren auf dem Grundstück sagten, dass es gelingen musste. Zudem das Grundstück in Kürze mit schwerem Gerät geräumt und entmüllt werden würde, spätestens das wäre der Tod der Kaninchen gewesen.
Wir erwischten eines der Kaninchen. Frau Ostermann. Das andere: leider nicht. Und fühlten uns: schlecht. Richtig schlecht. Die beiden gehörten doch zusammen, hatten so viel miteinander durch… Zudem hatte Frau Ostermann eindeutig Gesäuge. Was, wenn irgendwo im vermüllten Untergrund noch Kinder von ihr wären? Die Überlegung, sie zurückzubringen, war da. Wurde wieder „beerdigt“. Kein Kaninchenbaby hätte eine Chance, dort zu überleben. Die Marder hätten wahrscheinlich längst alle getötet. Und Frau Ostermanns Überlebenschancen wären auch gering gewesen.
Zwei Tage später gelang es uns dann, das zweite Kaninchen einzufangen. Ihr könnt euch vorstellen, wie erleichtert wir waren. Die beiden endlich wieder zusammen, wenn auch notwendigerweise erst einmal „Zaun an Zaun“, da wir natürlich Schwangerschaften vermeiden wollten. Diesem Thema hatten Frau und Herr Ostermann allerdings längst vorweggegriffen: Frau Ostermann begann mit dem Nestbau. Im Nest fanden wir ein paar Tage nach ihrer Rettung sieben kleine Osterkinder. Heute sind sie die wundervolle Familie Ostermann – die noch eine weitere Überraschung für uns hatte. Aber das ist eine andere Geschichte – natürlich mit Happy End. ❤ 🐇