Wir hätten nie gedacht, dass ausgerechnet Zacke Wiesengrün, der mit dem allerschwersten Körper, er, der hin und wieder unter Herz-Kreislaufproblemen leidet, der letzte Überlebende der sechs Wiesengrüns werden würde. Zacke berappelt sich immer wieder, jetzt grade steht er draußen und zeigt den Nachbarinnen Hühnern, was er für ein toller Kerl ist. Ist er, ohne Zweifel. Und mit seine nun über drei Jahren für einen geretteten „Mast“-Hahn ein biologisch uralter Mann. 30mal so alt, wie er eigentlich als „Mastküken“ nur hätte werden sollen.

Der geglaubte Anwärter, derjenige der Wiesengrüns zu werden, der am längsten lebt, war nach dem Tod der anderen vier Wiesengrüns, die im Lauf der Zeit an den Folgen ihrer schweren „Mastgenetik“ starben, Kasimir Wiesengrün. Kasimir, der einzige buntgetupfte der Wiesengrüns. Kasimir, der Kuschler. Der Genießer, der sich grundsätzlich nicht nur dazu setzte, wenn ein vertrauter Mensch in seiner Nähe saß, sondern sich auf den Menschen setzte. Er tat es als Küken gerne – und hat nie damit aufgehört. Er saß dann da und genoss es, gestreichelt zu werden, wie eine Katze.

Kasimir lebte, seit wir die Wiesengrün-Hähne trennen mussten, weil sie irgendwann als erwachsene Männer nicht mehr zusammenleben wollten, mit den Puten Jasmin, Jolanda und Claudius zusammen, in Gartengemeinschaft mit Familie Ostermann, mit der er vor allem seine Liebe für Äpfel teilte. Und ein bisschen mehr, denn oft lag er mit einem der Ostermänner draußen, ganz nah, beim gemeinsamen Mittagsschläfchen. Mit den Puten war er untrennbar, der kleine Kumpel, immer dabei. Jasmin und Jolanda hatten immer ein Auge auf ihn. Putzten ihn. Also was sie unter „putzen“ verstehen. Hinterher war er meist ein bisschen unordentlich, aber glücklich.

Ein paar Tage vor seinem letzten Tag ging es los. Kasimir hatte merklich Herz-Kreislauf Probleme. Wir hofften, er schafft es wie sein Bruder Zacke, über diese Phase gut hinweg zu kommen. Hofften, dass nicht der Tag bevorsteht, wo morgens beim Türaufmachen die drei Puten herausgestürmt kommen – aber nicht ihr kleiner Kumpel.

Der Tag kam, als kein Kasimir hinter Jasmin, Jolanda und Claudius zum Frühstück rausgelaufen kam. Kasimir starb friedlich Nachts in seinem Strohbett. Nach einem tollen und langen Leben, welches er nie hätte haben sollen, wenn alles „normal“ gelaufen wäre. So hat er es geschafft, 30mal länger zu leben, mit vielen Freundschaften und Beziehungen.

Adieu, Kasimir Wiesengrün.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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