Zwei Jahre und drei Monate sein, wer man ist: ein freiheitsliebender, absolut geduldiger und liebevoller Familienvater, der er wie kaum ein anderer verstanden hat, sich nicht von seinen Söhnen und Töchtern aus der Ruhe bringen zu lassen.
Früher war Riesenschecke Pongo „Zuchtbock“, lebte eingesperrt unter katastrophalen Umständen in einer Bucht eines Kaninchenzüchters. In den Ställen nebenan die „Zuchthäsinnen“, zu denen er von Zeit zu Zeit zum Decken dazugesetzt wurde, und seine Kinder, die er nie kennenlernte. Sein Nachwuchs lebte immer nur ein kurzes Leben als „Mastkaninchen“. Wahrscheinlich musste Pongo in dem Taubenschlag, wo die Kaninchenboxen standen, auch noch mit anschauen, wie seine Kinder geschlachtet wurden.
Pongos Leben änderte sich, als der Kaninchenzüchter ins Krankenhaus kam. Als dann feststand, dass er nie wieder Kaninchen züchten würde, suchten die Menschen, die sich zwischenzeitlich um die Kaninchen gekümmert hatten, einen Ort zum Leben für die Tiere. Wir wollten niemanden zurücklassen – und die Kaninchen sollten endlich das haben können, was sie nie hatten: eine Familie sein dürfen.
Die komplette ehemalige Kaninchenzucht zog ins Land der Tiere ein, Pongo, seine Söhne und eine Tochter, die noch winzigen Kinder eines Sohnes, die Oma und natürlich Helga, die Mutter aller Kinder. Eine wundervolle Familie, „Die Pongos“. „Papa Pongo“ genoss es, mit allen zusammen draußen zu sein, herumzuhoppeln, zu grasen, im Schatten herumzuliegen und zu dösen, die Hänge hoch und runter zu hoppeln und „Kaninchensachen“ zu machen. Auch noch als sein Rücken begann, Probleme zu machen.
Ein typisches Problem von Riesenkaninchen, die ja besonders groß und „fleischreich“ gezüchtet werden, erwischte ihn: der Rücken zu lang, der Körper zu schwer, aufkommende Probleme mit der Wirbelsäule. Und dann noch Pododermatitis als Folge der Fehlbelastung der Hinterfüße. Pongo lernte, geduldig zu sein bei „Schuhwechseln“, denn die Druckstelle an einem Fuß machte Behandlung und das Tragen eines weichen Polsters notwendig. Mit seiner Gelschuhsohle wurde der Fuß geschont – und Pongo konnte hoppeln. Dass seine Rückenprobleme mit fortschreitendem Alter schlimmer werden würden, war zu befürchten. Sie wurden schlimmer. Doch Pongo gab nicht auf. Schaffte auch an schlechteren Tagen unterstützt durch Schmerzmittelgaben seine Wege nach draußen auf die Wiese, wo er dann mit der Familie lag und zufrieden mümmelte. Es war klar, irgendwann kommt der Tag, an dem er nicht mehr laufen können würde, an dem die Schmerzmittel nicht mehr ausreichen würden. Dass es am Ende so schnell ging, hatten wir nicht vermutet. Vielleicht haben wir versucht, einfach nicht daran zu denken.
Adieu, Pongo