Einfach wie Müll am Wegesrand entsorgt: Sechs Meerschweinchen, die in unserer Nachbarschaft im Wald ausgesetzt wurden.
Donnerstagnachmittag klingelt das Telefon im Land der Tiere, am anderen Ende eine aufgelöste Frau: „Wir haben ausgesetzte Meerschweinchen am Waldrand bei Vellahn gefunden.“ Ihr Vater hatte sie entdeckt und erst gedacht, es handele sich um Zwergkaninchen, seine Tochter ist zum Glück direkt mit einer Transportbox los, konnte sechs Meerschweinchen einfangen – und brachte sie ins Land der Tiere.
Die Meerschweinchen, alle männlich, unkastriert, recht jung und sehr stark von Grabmilben befallen, mit vielen offenen Wunden, sind vermutlich „Zuchtausschuss“. Dass alle männlich sind spricht dafür, dass sie aus einem größeren Tierbestand aussortiert wurden. Meerschweinchenböckchen sind kaum verkäuflich oder vermittelbar, können nicht zusammen auf engem Raum leben, gelten in Zuchten oft als „unnütze Fresser“, für die es keine Verwendung gibt.
„Über das Problem sollten Tierhalter*innen sich bewusst sein. Und wer nicht garantieren kann, dass der Nachwuchs von Tieren, die sich vermehren, auch eine gute Zukunft haben kann, darf eben keine Vermehrung zulassen“, sagt Tanja Günther vom Land der Tiere, die sich seit über 30 Jahren um Tiere in Not kümmert. Dass Tiere einfach im Wald ausgesetzt und wie Müll entsorgt werden, ist ihrer Erfahrung nach leider keine Seltenheit. Die Vellahner Meerschweinchen hatten das Glück, gefunden zu werden und nicht Füchsen oder Mardern zum Opfer zu fallen. Die Dunkelziffer ausgesetzter Tiere, die sterben, ohne dass es jemand mitbekommt, schätzt sie als „extrem hoch“ ein.
„Dass Menschen mit ihrer Tierhaltung überfordert sind, sich aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr um die Tiere, die sie halten, kümmern können, kommt häufig vor. Das ist dann der Zeitpunkt, wo man sich Hilfe holen muss, statt Tiere auszusetzen, zu töten oder zu vernachlässigen.“ Der Fall der ausgesetzten Meerschweinchen, die nur durch Zufall gesichert werden konnten, ist für sie besonders schlimm, weil diejenigen, die die Tiere aussetzten, einfach billigend ihren Tod in Kauf genommen haben – und das sozusagen in direkter Nachbarschaft zum Land der Tiere. „Da wären wir ja „fast dankbar gewesen“, wenn sie jemand sicher verpackt bei uns vorm Tor abgestellt oder uns einfach um Hilfe gebeten hätte.“
Was nun mit den sechs Meerschweinchen passiert? Im Land der Tiere haben sie ein Quarantänezimmer bezogen und werden werden jetzt erst einmal medizinisch behandelt. In die bestehenden zwei Gruppen von insgesamt 16 Meerschweinchen im Land der Tiere, die einen meerschweinchengerechten Raum von fast 60 Quadratmetern mit unzähligen Versteckmöglichkeiten bewohnen, können sie aufgrund ihres Geschlechtes leider nicht integriert werden. „Traumhaft wäre, für die Meerschweinchenjungs als Gruppe ein meerschweinchenerfahrenes, gutes neues Zuhause mit sehr viel Platz zu finden.“ Passende Angebote mit Bildern des zukünftigen Meerschweinchen-Zuhauses sowie Hinweise zur Herkunft der ausgesetzten Meerschweinchen, die vertraulich behandelt werden, können direkt an das Land der Tiere geschickt werden.