Charlotte, Charlöttchen, manchmal auch „das Einsiedlerkrebschen“ genannt, war eines der ersten Kaninchen, welche in das noch neue Land der Tiere einzogen. Sie kam aus einer unglücklichen Privathaltung als Abgabe zu uns, lebte bis dahin in Wohnungshaltung. Wie ihre Halterin berichtete, verbrachte sie einen großen Teil der Zeit in der Couch. Also einem Loch unter der Couch, welches sie dort hineingebaut hatte, um dort versteckt ihre Ruhe haben zu können. Das passte zu Charlotte, dem „Einsiedlerkrebschen“.

Charlotte eroberte schnell das Land: als Freilaufkaninchen. Sie hatte echten Nachholbedarf an Durchdiewiesehoppeln, Löcher buddeln, unter Bäumen liegen, eben allem, was Kaninchen tun, wenn sie Kaninchen sein können. Ihre Spezialität zwischen den Aktivitätsphasen: herumliegen und schlafen an den allerbesten versteckten Orten. Sie zog ein paar Mal um, von Gehege zu Gehege, und überall gab es einen Ort, der sich „Charlottes Lieblingsversteck“ nannte. Zuletzt unter einem Bauwerk aus Baumstämmen, über denen Tannenzweige ein tiefhängendes essbares Grün-Dach und ein sogar bei Regen trockenes Outdoorplätzchen bildeten. Von dort aus konnte sie alle und alles beobachten – und wurde meist selbst nicht gesehen.

Im Lauf der Jahre hat sie viele Kaninchen kommen und gehen sehen und hatte schon lange die Position als „dienstältestes Kaninchen“ im Land. Sie lebte immer in Gesellschaft chronischer Schnupfer. Die, die nie krank wurde, war immer Charlotte. Charlotte wurde älter und älter – und irgendwann auch ein bisschen senil. Ihren jeweiligen Partnern und anderen Gruppenmitgliedern war es egal, denn auch sie liebten Charlotte sehr. Charlöttchen, die Sanfte, die nie stritt. Ungewöhnlich für ein Kaninchen.

Manchmal schlief Charlotte so tief und fest an einem ihrer Lieblingsplätze, dass wir dachten „jetzt ist sie gestorben“. War sie aber nicht. Wir hätten uns für ihr Ende genau das gewünscht, am Lieblingsplatz zu liegen und einzuschlafen. Charlottes Leben endete nach kurzer, schwerer Krankheit, einer OP, die ihr auch nicht mehr half, nach Tagen mit stündlich schwindender Hoffnung in einer Tierarztpraxis, als es einfach keine Hoffnung mehr gab.

Wir werden noch lange in ihre Lieblingsverstecke schauen.
Adieu, Charlöttchen.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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