Als „Die Kalkbeins“ im Sommer 2023 ins Land der Tiere kamen, waren wir erschüttert über ihren Zustand. Verwundert, dass sie überhaupt ein für „Legehennen“ hohes Alter von sieben oder mehr Jahren erreicht hatten. Der alte Mann, dem sie gehörten, mochte seine Hühner wahrscheinlich. Doch irgendwann war er nicht mal mehr in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern – und vielleicht hat er gar nicht bemerkt, wie schlecht es seinen Hühnern ging. Leider hat auch sonst niemand hingeschaut.
Die Kalkbeins waren Haut und Knochen, litten unter massivem Parasitenbefall, Grabmilben hatten Berge von Kalk an ihren Beinen angehäuft, darunter kamen nach dem Freibaden tief zerfressene Füße zum Vorschein. Blutige Zehen, zum Teil schon abgefallen oder gerade dabei, abzufallen. Wir bekämpften die Milben und anderen Parasiten, salbten, verbanden, amputierten Zehen, die vergammelt an winzigen Fädchen hingen, operierten eingewachsene Metallringe aus ihren Beinen. Bei einigen hatten die Milben auch die Luftsäcke erwischt, irreparabel.
Alle wurden absolut geduldige Patientinnen, ertrugen Behandlungen und Bäder, Fußverbände und mehr. Für alle ging es nur noch um eins: eine wahrscheinlich kleine, gute Zeit. Das wussten sie wahrscheinlich genau wie wir.
Jetzt leben von den acht Kalkbeins noch fünf. Im November 2023 verschlechterte sich der Zustand von dreien der alten Hennen rapide. Innerhalb von wenigen Tagen mussten wir Tumoren beim rasanten Wachsen zusehen, sehen, wie sie selbst sich auf ihren Abschied vorbereiteten, inaktiver wurden, sich zurückzogen, wie Hühner es am Ende ihres Lebens machen. Mehr als einen letzten Gefallen, ihnen einen friedlichen Abschied ohne klägliches Leiden bis zum Tod zu verschaffen und sie einschläfern zu lassen, konnten wir nicht mehr für sie tun.
Adieu, ihr drei Kalkbeins.