Als wir Ostern 2021 seine Mutter einfingen, die von ihrem „Besitzer“ beim Wegzug auf einem vermüllten Grundstück zurückgelassen worden war, wussten wir noch nichts von seiner Existenz. Drei Wochen später baute Frau Ostermann dann ein Nest. Sieben kleine Osterkinder kuschelten und brummten in dem Nest herum.
Er und seine sechs Geschwister hätten sich wahrscheinlich keinen besseren Ort aussuchen können, als den, wo sie geboren wurden. Aus den kleinen brummenden Kaninchenkindern wurden neugierige Flummis, die aus dem Nest hüpften und mit viel Elan in ihr Leben starteten. Gut behütet von Frau und Herr Ostermann – und uns. Als wir die Osterkinder das erste Mal „ganz rausließen“ in den Garten, außerhalb des sicheren Geheges, halfen wir ihren Eltern beim Aufpassen. Damit bloß keine „Naturgefahr“ den Kids schaden würde. Katzen zum Beispiel.
Alle sieben wurden groß. Auch groß war von Anfang an der Kuschelhaufen, den Familie Ostermann baute, wenn alle zur Mittagsruhe irgendwo unter den Bäumen neben- und übereinanderlagen und von ihm oft nur die Nase mit dem grauen Punkt herausschaute. Ansonsten war er schneeweiß, bis auf die Ohren und zwei Punkte auf dem Rücken. Nicht unüblich bei einem Sohn von gescheckten Eltern. Leider auch nicht ungefährlich.
Fast zwei Jahre lang war alles gut, wir kamen um alle durch die Genetik eventuell vorliegenden Probleme drumherum. Eines der möglichen Probleme: Eine Dickdarmerweiterung, einhergehend mit Verstopfung, schlimmstenfalls Darmlähmung. Wir waren sozusagen immer vorgewarnt, tägliche Kontrollen und angepasste Ernährung sind bei solch gefährdeten Tieren selbstverständlich. Als es bei Graunasenpunkt Ostermann anfing, waren wir erst noch guter Hoffnung, „nur“ ein Blasenproblem zu haben, ihm helfen zu können. Eine Woche mit täglichen Tierarztbesuchen folgte. Es ging im sichtbar schlecht, er gab nicht auf, wir auch nicht.
Eine Chance hatten wir am Ende nicht. Er starb mit Darmlähmung.
Adieu, Graunasenpunkt Ostermann.