Manchmal passiert es von einer Stunde auf die andere.
Ganz früh war noch alles wie immer, Hoppins, sein Bruder Poppins und Primelchen haben um 7 Uhr zusammen gefrühstückt und ein bisschen ungeduldig darauf gewartet, dass endlich die Volierentüren zum Garten aufgehen. Das „Es ist aber noch dunkel-Argument“ zählt bei den Zwergen nämlich nicht, schließlich will auch ein Zwerg so richtig was vom Leben haben.
Auch danach draußen war alles wie immer. Poppins und Primelchen irgendwo unter den Büschen mit „Liebesspielen“ beschäftigt, während sich Hoppins seine Auszeit von den beiden genommen hat und Blätter essend um die Bäume zog. Er war schon immer gerne mal für sich unterwegs, lieber mit Huhn Sprotte und den Puten als mit seinem Bruder, der bisweilen eine echte Nervensäge sein kann. Auch Primelchens Liebesbeweise, das war ihm immer eher ungeheuer, wenn sie ihn ablutschte. Er hat einfach abgewartet, bis es vorbei war – und ist dann seiner Wege gegangen.
Manchmal flogen auch die Fetzen zwischen den Brüdern. Also nie echte Fetzen, sondern nur ein bisschen Fell. Nie so richtig ernsthaft. Es war immer so, als ob es für sie unbedingt dazugehörte – denn genau so oft waren sie ganz nah beieinander, egal ob bei Ausflügen, beim Chillen, beim Essen, beim Quatsch machen. Poppins grundsätzlich der „Zoffer“, Hoppins immer der liebe, zurückhaltendere der beiden Jungs – aber trotzdem mit jeder Menge Pfeffer im Po und voller Energie.
Was dann am Nachmittag passierte, wissen wir nicht. Zum Abendessen und Ins-Bett-Bringen kam Hoppins nicht angehoppelt. Die erste Suche im Garten: erfolglos, aber das war absolut keine Seltenheit, denn ein blond-grauer plüschiger Zwerg zwischen Büschen und Bäumen und Ecken und Winkeln im Garten, noch dazu in fellfarbenem Herbstlaub, ist nicht gut auffindbar, wenn er nicht gefunden werden möchte.
Hoppins wollte nicht gefunden werden, hatte sich zurückgezogen in seinen „Lieblingsbunker“, ein Betonkonstrukt ein bisschen abseits im Garten. Er war nicht ansprechbar. Äußerlich ohne irgendwelche Anzeichen, sein Bauch dick und weich wie z.B. nach einer Darmperforation oder einem Riss eines Organs. Während wir ihn reintrugen und Notfallmedikamente gaben in der Hoffnung, es sei doch „nur“ eine Aufgasung wegen zu viel Herbstlaub, war Hoppins schon ein Hoppins, der nicht mehr da war. Ein paar Minuten später starb er kampflos, ohne dass wir noch irgendetwas für ihn hätten tun können.
Adieu, Hoppins.
14. Oktober 2025