Das letzte Foto von Mat.
Als Mat im Mai 2019 ins Land der Tiere einzog, war sie ein blasser, kranker, ängstlicher Vogel und ihr Gesamtzustand einfach furchtbar. Anderthalb Jahre hatte sie in einem „Elterntierbetrieb“ gelebt, ein Leben, was sie ans Ende ihrer Kräfte gebracht hatte, unter permanentem Stress durch die vielen anderen Hühner, eingesperrt ohne Auslauf, krank durch die Haltung, krank durch die Eigenschaft, die ihr gewollt angezüchtet wurde: maximale „Legeleistung“. Nach fast 400 gelegten Eiern war Mat für die weitere „Bruteierproduktion“ wertlos und normalerweise wäre sie durch Schlachtung entsorgt worden.
Mats Zustand war lange kritisch. Nach irgendeiner von vielen medikamentösen Behandlungen wurde aus dem blassen, weißen Huhn eine bunt gesprenkelte Henne, die fröhlich draußen herumlief. Was blieb waren ihre Phasen, die Phasen, wo es ihr nicht so gut ging und sie unfit war. Sie gingen immer vorüber, mal ohne, mal mit tierärztlicher Behandlung. Mat überlebte so tatsächlich die fünf anderen Hennen, die zusammen mit ihr eingezogen waren. Schloss neue Freundschaften mit anderen Hühnern.
So oft dachten wir im Lauf der über vier Jahre, die sie bei uns war, „dieses Mal schafft sie es nicht“ und lagen zum Glück immer falsch damit. Mat schaffte es sogar auf den Posten der „dienstältesten Bewohnerin“ unter den Hühnern.
Vor einigen Tagen ging es dann wieder los. Mat war müde. Doch irgendetwas war anders als in den schlechten Phasen zuvor. Als sie abends zusammen mit den anderen Hühnern in ihr Bett ging, ahnten wir trotzdem nicht, dass es ihre letzte Nacht sein würde.
Adieu, Mat.