Eigentlich leben Perlhühner in Afrika, als freie, wilde Vögel – und dort begann auch ihre heutige Nutzung und Zucht als „Fleischlieferanten“. Es entstanden „Mastperlhühner“, viel schwerer als ihre wilden Vorfahren, manche so schwer, dass sie nicht einmal mehr fliegen können wie echte Perlhühner.

Melone, die im Juni 2020 als Küken ins Land der Tiere einzog, war ein solches „Mastperlhuhn“. Wurde gezüchtet, um nach kurzer Mast als „Delikatesse“ auf irgendeinem Teller zu landen. Geflogen ist sie nie. Auch wenn sie Menschen in ihrer Nähe nie besonders mochte, hob sie nicht ab, sondern brachte sich zu Fuß aus deren Einzugsbereich. Und falls es jemand wagte, ihrem Nest zu nahe zu kommen, dann gab es Ärger. Lauten Ärger! Und mit Unterstützung ihrer beiden Mitbewohner Hütchen und Calimero wurde jede potentielle Gefahr vertrieben: mit lautstarkem Perlhuhngeschrei.

Schwere Perlhühner leiden leider häufig wie andere als Masttiere gezüchteten Vögel unter körperlichen Problemen. Bekommen oftmals Hüft- und Beinprobleme. Als Melone irgendwann anfing, sich zu schonen, weniger zu laufen und humpelte, war es sehr naheliegend, dass sie nun genau dieses Problem einholt. Unsere medikamentösen und tierärztlichen Behandlungsmöglichkeiten waren sehr eingeschränkt. Denn als Perlhuhn war auch Melone nicht wirklich „domestiziert“ – und ihr zu nahe zu kommen einfach nicht erlaubt.

Denn in ihrem Kopf hatte Melone alles, was ihre wilde Verwandtschaft auch hat: den Wunsch frei zu sein, zu leben, mit der Familie herumzuziehen, zu singen, zu schimpfen. Was sie seit über vier Jahren im Land der Tiere konnte und tat – bis auf die Einschränkungen, die ein Leben in Gefangenschaft mit sich bringt. Als wir Melone das erste Mal einfingen, um herauszufinden, was ihr schlechtes Laufen verursachte, schimpfte sie viel. Eine eingehende Untersuchung war kaum möglich aufgrund ihrer massiven Gegenwehr. Nur zwei Tage später saß sie im Nest im Perlhuhnhaus, hatte auch dort geschlafen. Und sie schimpfte nicht. Ein furchtbar schlechtes Zeichen.

Als wir sie dann untersuchen konnten, wurde das Problem offensichtlich. Der Tumor, den wir im unteren Bauchbereich fanden, beendete wenige Stunden später ihr Leben.

Adieu, Melone.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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