Der bislang meist verarztete Patient im ganzen Land? Wahrscheinlich Oscar, der vor einigen Jahren aus einer „Schlachtkaninchenhaltung“ gerettet werden konnte.
Chronischer Schnupfen, der immer wieder behandelt werden musste, Pododermatitis aufgrund seines schweren „Mast“-Körperbaus, gegen die wir monatelang und tatsächlich erfolgreich angekämpft haben, regelmäßig mal ein Loch hier oder da, kassiert bei Streitigkeiten mit seinem Bruder Emil, mit dem er die Jahre bei uns zusammenlebte, kuschelte und kabbelte.
Der größte Eiterabszess, den wir je an einem Kaninchen spülten und nach Wochen besiegten, war selbstverständlich auch Oscars. Die meisten Spritzen mit Antibiotika? Oscar! Als ihn vor vielen Monaten dann noch in einer akuten Schnupfenphase eine Lähmung erwischte, die eines seiner Hinterbeine funktionslos machte, dachten wir: jetzt ist es wirklich vorbei.
War es nicht. Stattdessen tüftelten wir an einer Lösung, die verhinderte, dass er sich sein Bein aufschürfte beim Hinterherziehen. Mit Dauerfußverband war alles gut. Damit konnte Oscar wie ungelähmt mit den anderen herumlaufen und springen – und sich wie gewohnt mit Emil zanken, wenn den beiden danach war.
Alles war gut, sein Laufstil hatte sich so angepasst, dass kein Mensch die Lähmung überhaupt sah. Dann wieder Schnupfen. Und dieses Mal verschlimmerte er sich noch unter Medikamenten. Zwei Wochen Hoffnung, ihm auch dieses Mal wieder helfen zu können verschwanden in den letzten Tagen, weil sich sein Zustand dramatisch verschlechterte. Seine Lunge kapitulierte.
Oscar starb beim Tierarzt.
Adieu, Oscar.