Pfefferminza lernten wir kurz vor Weihnachten vor zwei Jahren kennen. Sie und zwei andere Kaninchen waren die letzten Überlebenden einer „Schlacht“-Kaninchenhaltung – wahrscheinlich die „Lieblingszuchttiere“ der Besitzerin. Alle anderen Kaninchen hatte sie geschlachtet, kurz bevor sie starb. Wie viele Jahre Pfefferminza verborgen hinterm Haus einsam in ihrem kleinen Stall gehockt hat? Eingesperrt und isoliert von allem, was ein Kaninchenleben ausmacht: freie Bewegung, hoppeln, sich aufrichten, buddeln, springen, grasen, hüpfen, flitzen, kuscheln. Die beiden Kaninchen, die danach ihre besten Freunde wurden, direkt in den Ställen daneben. Ebenso einsam und unerreichbar.
Von einem auf den anderen Tag wurde für Pfefferminza und die anderen alles anders. Der erste unbeholfene Glückshüpfer in die Land der Tiere-Luft. Das erste Mal zusammen mit anderen Kaninchen kuscheln. Üben, Männchen zu machen, um an die leckersten Sachen heranzukommen. Zwischen Pfefferminza und den anderen entwickelte sich eine tiefe Freundschaft – so tief, dass sie oft zu dritt übereinanderliegend als Kuschelhaufen unter einem Baum herumlagen. So eng, wie man Kaninchen nicht häufig sieht. Ob es „Nachholbedarf“ war oder Liebe? Wahrscheinlich eine sehr große Portion von beidem.
Wir hätten viel darum gegeben, ihnen mehr dieser guten, gemeinsamen Zeit verschaffen zu können. Leider waren alle drei gesundheitlich angeschlagen, als sie zu uns kamen. Chronischer Schnupfen und weitere Probleme machte sie zu Dauerpatienten. Sie hatten nur ein paar Monate zu dritt. Nach einer Zeit war nur noch Pfefferminza, deren Gesundheitszustand auch alles andere als gut war, übrig.
Pfefferminza wurde in den vergangenen Monaten zur „Intensivpatientin“ aufgrund der unbesiegbaren Schnupfenerkrankung, war mehr oder weniger dauerhaft in Behandlung und unter Medikamenten. Es gab keine Heilung – aber wir konnten Zeit für sie herausschinden. Zeit, in der sie frei sein konnte, Zeit, in der sie mit den anderen Kaninchen ihrer Gruppe zusammensein und kuscheln konnte. Zeit zum Leben – dem Leben, das ihre Besitzerin, die sie einsperrte und als Zuchthäsin missbrauchte, ihr so lange vorenthalten hatte, weil sie nie gesehen hat, was sie ihren Tieren antat. Vielleicht hat es sie nie interessiert, das Befinden ihrer Tiere, die Interessen ihrer Kaninchen.
Uns hat es interessiert. Fast zwei Jahre Leben konnte Pfefferminza dadurch haben. Sie starb vor einigen Tagen infolge ihrer chronischen Erkrankung.
Adieu, Pfefferminza.