So oft haben wir seine Geschichte erzählt…
Erklärt, warum der alte Herr Ramona heißt. Dass kein anderer Name besser zu ihn gepasst hätte als eben „Ramona“. Das merkten alle, die ihm begegnet sind. Ramona, Typ „ganz zartes Wölkchen“: immer lieb, sanft, freundlich und vertraut.
Weihnachten 2018 zog er als elfjähriges Schaf ins Land der Tiere ein. Ramona, der sein Zuhause verlassen musste, weil der Hof aufgelöst wurde. Er war das letzte überlebende Schaf dort, seine Menschen ratlos, was mit ihrem einstigen Flaschenlamm passieren sollte. Zum Glück hatte ein Familienmitglied die beste Idee: im Land der Tiere anzufragen, ob Ramona dort den Rest des Lebens verbringen könnte, als Schaf unter Schafen. Die Anfrage, ob wir „ihr“ einen Platz zum Leben anbieten könnten, konnten wir einfach nicht negativ beantworten. Angekündigt wurde uns Ramona als alte Schafoma.
Bei seinem Einzug stellte sich dann heraus: von wegen „Oma“: Opa! Wie das passieren konnte? Nach Ramonas Geburt dachten seine Menschen, das winzige Flaschenlämmchen müsse ein Mädchen sein. Nannten es Ramona. Und er blieb 11 Jahre lang immer „sie“, lebte zusammen mit drei anderen Schafen, war glücklich. Bis die anderen nach und nach eines natürlichen Todes verstarben.
Die Menschen im Land der Tiere gefielen ihm auf Anhieb gut: Ramona hatte keinerlei Berührungsängste, war gleich extrem anhänglich, genoss jede Streicheleinheit und ging ganz selbstverständlich mit Spazieren. Dass er von Anfang an taub war, es wussten alle, doch trotzdem riefen wir ihn so oft: „Ramona!“. Für einen Keks, für Streicheleinheiten, von beidem konnte er nicht genug bekommen.
Ramona fand schnell Anschluss bei den anderen Schafen. War glücklich und zufrieden, mit den Schafen, seinem Leben, mit uns. Irgendwann vor einigen Wochen fing es an, dass er ruhiger wurde. Nicht mehr sofort neben einem stand, um sich Streicheleinheiten und Kekse abzuholen. Er müde war. Es sich aber trotzdem nicht nehmen ließ, gemächlich mit den anderen Schafen durchs Land zu ziehen. Und sich natürlich wie immer seine Alte-Leute-Extra-Essensportionen abholte. Und das Essen musste pünktlich serviert werden, da bestand Ramona drauf.
In den vergangenen Tagen baute er merklich ab, ohne „krank“ zu sein. Ramonas alter, zarter Körper wurde noch zarter und zerbrechlicher, er verlor seine Kraft, die am Ende nicht einmal mehr reichte, um ohne Hilfe aufzustehen. Als er dann noch das Essen einstellte, wussten wir, dass er sich bereits von seinem Leben verabschiedete. Als wir ihn einschläfern ließen, war sein Sterbeprozess schon unumkehrbar im Gang.
Wir sind sehr traurig, auch wenn sein außergewöhnlich hohes Alter von fast 17 Jahren und die Tatsache, dass er ein wundervolles, behütetes Leben führen konnte, ein bisschen „versöhnlich stimmt“ mit seinem Tod. Das Gefühl seiner sanften, zarten Nase, die Hände nach Keksen durchsucht, bleibt.
Adieu, Ramona.