Etwas über ein halbes Jahr selbstbestimmt leben.

So viel Zeit blieb ihnen. Whitney und Waltraud Wurm, zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, beide mit dem gleichen Ziel: leben. Das konnten sie so richtig erst nach ihrer Rettung. Im Oktober 2024 holten wir nach einem Todesfall zwölf Hühner aus einer Privathaltung ab: Familie Wurm. Die Hühner wurden als „Eierproduzentinnen“ gehalten, auf wenigen Quadratmetern, ohne Auslauf im Grünen und scheinbar auch ohne medizinische Betreuung.

Denn die Hühner kamen in katastrophalem Zustand an. Sie waren voller Würmer und anderer Parasiten, sehr dünn, hatten sich bereits gegenseitig bepickt. Whitney und Waltraud waren zwei von ihnen, und wie die anderen gezeichnet von dem Ort, wo sie vorher lebten. Beide brachten Baustellen mit. Und doch: beide kämpften.

Whitney, die kleinste der Familie Wurm, hatte ordentlich Pfeffer unterm Hintern. Dass sie im Hühnergehege nicht viel zu sagen hatte, juckte sie nicht weiter, Whitney ließ sich nichts bieten. Warum auch? Sie war eh die schnellste von den Hühnern, ihr konnte in der Hinsicht niemand was. Und wenn es ihr doch mal zu bunt wurde, ärgerte sie die anderen eben zurück. Whitneys Zustand war durch die schlechte Haltung nicht gut, aber lange Zeit wuselte sie sich so durch. Bis sie am Ende innerhalb weniger Tage stark abbaute und zuhause verstorben ist.

Dass die ruhige, eher in sich gekehrte Waltraud solange leben würde, hätten wir anfangs nicht gedacht. Sie hatte gleich nach ihrer Ankunft eine OP am Kropf, weil dieser sich selbstständig so gut wie nicht entleeren konnte. Auch nach der OP benötigte sie Hilfe, bekam Massagen von uns, wurde regelmäßig behandelt. Ihr Zustand schwankte stark, Waltraud hatte richtig gute Tage, und richtig schlechte. Zweimal ging es ihr so schlecht, dass wir den Tierarzttermin zum Einschläfern schon vorgesehen hatten – nur um Waltraud am nächsten Tag als erste nach draußen flitzen zu sehen, mit der klaren Ansage, dass sie noch weiterleben will.

Bis zum letzten Mal. Waltraud ging es wieder sehr schlecht, aber ihr Zustand verbesserte sich nicht mehr. Dieses Mal war der Zeitpunkt gekommen und wir konnten nichts mehr für sie tun, außer sie in der Tierarztpraxis einschläfern zu lassen.

Adieu, Whitney und Waltraud.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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