Als die alte, extrem vernachlässigte Hühnergruppe, die den Namen „Die Kalkbeins“ bekam, im Sommer 2023 im Land der Tiere abgegeben wurde, wussten wir, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Der furchtbare Grabmilbenbefall hatte ihnen unwiedergutmachbar zugesetzt. Seit ihrem Einzug verging kein Tag, wo nicht mindestens eine der Hennen einen neuen Fußverband oder andere „Spezialbetreuung“ benötigte. Und abgesehen von diesen Problemen: Die Kalkbeins wurden ja noch dazu als „Legehennen“ gezüchtet, brachten also auch noch die mit der hohen Eierproduktion verbundenen Probleme mit. Eigentlich war es verwunderlich, dass sie überhaupt noch lebten.
Legedarmprobleme, geschädigte Luftsäcke, Abmagerung, Füße, denen die Zehen fehlen, Tumore. Tumore waren es auch, die vor einigen Tagen das Leben unserer Lieblingspatientin, „Streuselchen“ Kalkbein, beendeten. Streuselchen mit ihren Streuselfüßen ohne Zehen, infolgedessen auch noch mit Druckgeschwüren am Fußballen, war eine unfassbar geduldige Patientin, die bei den Verbandswechseln ruhig auf dem Behandlungstisch stehen blieb, sich danach wieder nach Hause tragen ließ, ein bisschen herumwanderte, ein kleines Sonnen- und Sandbad nahm. Als sie Anfang März 2024 „komisch dastand“, lag es nicht an ihren Streuselfüßchen. Beim Abtasten des Bauchraumes fanden wir Tumore und konnten nichts mehr für sie tun, also sie einschläfern zu lassen.
Mit Streuselchen eng zusammen war immer vor allem die Frau Kalkbein, deren Atemgeräusche nie gut waren: ein Luftsackproblem. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, draußen herumzuspazieren, die Sonne zu genießen, Hühnersachen zu machen, war ansonsten „gesundheitlich unauffällig“. Dass sie nun nur ein paar Tage nach Streuselchens Beerdigung ohne Vorankündigung stirbt, damit hätten wir nicht gerechnet. Wir fanden sie nachmittags im Hühnerzimmer, es sah aus, als sei sie innerhalb von Sekunden beim Herumlaufen von a nach b auch für sie unvorbereitet gestorben.