Tiere leiden, Menschen leiden, die Umwelt leidet – und dann sagt wer: „Ich lasse mir aber meinen Spaß nicht verderben“?

Menschen, die mit Hunden, Katzen und anderen Tieren zusammenleben, sind nun wieder auf der Suche nach „Etwas gegen die Angst“ – und in den Tierarztpraxen gehen die Beruhigungsmittel über die Theke. In der vagen Hoffnung von Herrchen und Frauchen, dass es so nicht ganz so schlimm für Hund und Katze wird. Ob mit oder ohne: Silvester ist für Tiere alles andere als eine „entspannte Zeit“, Böller- und Raketengeräusche verursachen Stress und Angst: Angst, die tödlich sein kann.

Auch bei den Notdiensten der Tierheime ist der Jahreswechsel Stresszeit: Die Zahl der entlaufenen Tiere und aufgefundenen Tiere erhöht sich um ein Vielfaches. Hunde und Katzen, die vor lauter Angst bei Böllergeräuschen wegrennen, kilometerweit laufen, sich verstecken oder in Panik vor einem Auto landen und sterben, sind „normal“ um diese Zeit. Viele werden einfach nie wiedergefunden, sind weg – wahrscheinlich tot.

Vielleicht denkt kaum jemand beim Böllern daran, dass jeder Knall tödlich für ein Tier sein kann. Für das Kaninchen draußen bei den Nachbarn, das an einem Herzinfarkt stirbt, den zitternden Hund von gegenüber, die Katze der Familie, die Silvester verschwindet und nie wieder nach Hause kommt. Die meisten Tiere, die unter der Böllerei leiden, sind nicht einmal die „Haustiere“, die halbwegs gut beschützt von ihren Menschen sind. Es sind die Wilden, alle Fluchttiere, die Vögel. Ein Böller am Rastplatz schlafender Vögel verursacht Massenfluchten: in den Städten sind es die Singvögel, Tauben und andere, auf dem Land die großen Wintergäste wie Schwäne, Kraniche und Gänse.

Trotz der Abgeschiedenheit hört man die Böller der Nachbardörfer auch im Land der Tiere. Und wir hören die panischen Wintervögel, Tausende Gänse, Kraniche und Schwäne, die von ihren Schlafplätzen weggeböllert wurden und in Panik flüchten, obwohl ihre knappen Winterreserven ihnen Ruhe verordnen. Manche fliegen Hunderte Kilometer weit in einer einzigen Nacht, vertrieben aus ihrer Welt. Dazwischen immer wieder laut rufende Einzeltiere, versprengt von ihren Familien. Wahrscheinlich werden sie sich nie wiedersehen.

Für die knapp 200 geretteten Tiere bedeuten die Tage um Neujahr herum viel Stress, wir Menschen sind besonders aufmerksam. Die beiden Wildschweine Resi und Pippa werden sich vermutlich wieder mit Beginn der ersten Böller in ihrem dornigen Lieblingsbusch im Schweineland verstecken und vor Angst aufs Essen verzichten. Auf Marie, das blinde Schaf, wirken normal laute Geräusche bereits desorientierend. Die Hunde: haben Angst. Die Kaninchen: schweben immer in Lebensgefahr. Kater Klaus, der schon einmal Silvester verschwand und bei zweistelligen Minusgraden zwei Wochen weg war und sich ausgehungert und am Ende seiner Kräfte wiederfand, bleibt während der Böllerei seitdem drin bei seinen Menschen und Hundefreundinnen.

Tiere leiden, Menschen leiden, die Umwelt leidet – und andere sagen: ich lasse mir aber meinen Spaß nicht verderben.

Viele Tiere und Menschen leiden unter der Böllerei. Bis hin zur Todesangst. Tiere sterben vor Stress oder weil sie in ihrer Panik verunglücken. Menschen werden retraumatisiert, erleiden Panikattacken. Durch die falsche Handhabung von Böllern verletzen sich Menschen, oftmals trifft es Unbeteiligte. Dazu jede Menge Müll, eine bedrohliche Feinstaubbelastung – mit Todesfolgen.

Dass all das in Kauf genommen wird, für ein paar Minuten „Spaß“, ist für uns und viele andere inzwischen nicht mehr tragbar. Wir unterstützen daher die
Deutsche Umwelthilfe und ihren offenen Brief an Bundesinnenministerin Nancy Faeser, der sie dazu auffordert, die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) zu überarbeiten und den privaten Kauf und Gebrauch von Pyrotechnik zu Silvester dauerhaft zu beenden.

Macht mit, wenn ihr euch ebenfalls für ein böllerfreies Silvester einsetzen möchtet.
#böllerCIAO

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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