Die Henne war wahrscheinlich ein Huhn aus einer „Legebatterie“. Das Foto stammt aus dem vergangenen Jahrhundert und ist leider trotzdem aktuell, denn heute stehen wir wieder mit genau solchen elenden Hühnern da und können es nicht fassen.
Vor 30 Jahren hatten wir als junge Tierschutzmenschen die Hoffnung, dass es bald Vergangenheit sein würde, was Hühnern, die zur Eierproduktion gezüchtet und gehalten werden, angetan wird. Weil es einfach nicht in eine zivilisierte Welt passt.
„Legebatterien“, verzweifelte, kranke Hühner auf engstem Raum, es war „Normalität“ – wenn auch ihre Leiden meist unsichtbar waren, kaum jemand konnte sagen „oh, das wußte ich nicht“. Die Henne auf dem Foto kam als Fundtier zu uns, Mitte der 90er Jahre. Gefunden in der Nähe des Schlachthofes, physisch und psychisch am Ende. An diesem Tag kamen noch zwei weitere Hennen dazu, gefunden in der Nähe der ersten, in ebenso furchtbarem Zustand. Wir hatten nicht viel Hoffnung, dass sie überleben.
Sie überlebten. Wurden jeden Tag mehr Huhn. Ihr Verhalten ließ klar darauf schließen, dass sie nie draußen waren in ihrem Leben zuvor. Nie laufen und herumpicken konnten. Nester bauen. Sonnen- und Sandbaden. Glücklich sein.
Die Tatsache, dass Hühner, die zur Eierproduktion gehalten werden, nach maximal anderthalb Jahren am Ende ihrer Kräfte und „verbraucht“ sind und „normalerweise“ geschlachtet werden, obwohl ein Huhn eigentlich 10 Jahre alt werden könnte, hat sich bis heute nicht geändert. „Legebatterien“ wurden verboten, aber nicht abgeschafft: Die Orte, an denen Hühner leiden, bekamen andere, „hübschere“ Namen. Ein paar Käfigwände fielen „dem Tierschutz“ zum Opfer. Das Elend der Hühner: blieb. Und ist bis heute existent – auch wenn die meisten Menschen es eher ungern zur Kenntnis nehmen, weil es dann persönliche Konsequenzen hat.
Die Henne vor 30 Jahren gewöhnte uns ab, Eier zu essen oder Produkte zu konsumieren, in denen Eier verarbeitet wurden. Darüber regten sich damals oft dieselben Menschen in unserem Umfeld auf, die sich auch darüber aufregten, was Hühnern angetan wird. Heute sehen das zum Glück für die Tiere Viele anders: ihre Normalität ist eine ohne Eier, ohne für sie leidende Hühner.
Aktuell sind wieder Hennen bei uns, im selben traurigen Zustand wie die „Lege“henne vor 30 Jahren. Patientinnen, denen es sehr schlecht geht nach anderthalb Jahren Eierproduktion. Wofür? Eiernudeln, bunte Ostereier, Kekse. Ernsthaft?
Die Hoffnung, dass es irgendwann ein Ende hat, dass solche für die Ausbeutung produzierten „Eierproduktion-Hühner“ existieren, leiden, sterben, die wir vor dem Tod retten müssen – wir haben sie noch nicht ganz verloren.