Und plötzlich und unerwartet gehörte ein Minischweinferkel zur Land der Tiere-Familie. Happy fünften Rettungstag, Eddie „aus dem Sack“! 🐖❤❤
Eddie steckte wirklich verpackt in einem Jutesack aus einem Scherzartikelladen, als wir ihn vor fünf Jahren kennenlernten.
Eine Familie aus der Nachbarschaft hatte sich ein Minischweinferkel „frei Haus“ liefern lassen. Der Notruf, der dann bei uns einging, lautete „Wir kriegen das Schwein nicht aus dem Sack. Es ist gar nicht so, wie uns beschrieben wurde. Das ist überhaupt kein Microschwein und überhaupt nicht zahm. Und die nehmen das auch nicht wieder zurück. Hier kann es auf keinen Fall bleiben.“
Das via Ebay-Kleinanzeigen bestellte und von einem anonymen Anbieter gelieferte Tier entsprach offenbar nicht dem, was versprochen wurde. Wir fuhren los und fanden in einem Mehrfamilienhaus-Kinderzimmer neben der Puppenstube einen Jutesack aus einem Scherzartikelladen, in dem ein verängstigter Jemand strampelte. Wir öffneten den eingepinkelten Jutesack und befreiten kleine rosa Hinterbeine, schon eingeknotet in die Fäden des Sackes. Herausgeschossen kam ein extrem kleiner, sehr junger Schweinemann, der sich sofort panisch in einer Ecke des Kinderzimmers, welches offenbar sein neues Zuhause hatte sein sollen, versteckte.
Während er erst mal durchschnaufen durfte, ließen wir uns die Geschichte erzählen, von der wir nun Teil wurden. Ganz lieb und zahm sollte das Schwein sein, hatte man der Familie gesagt. Aufs Katzenklo gehen. Schmusen. Und als Auslauf würde es reichen, mit ihm am Geschirrchen eine Runde um den Block zu gehen. Ja, sie wären wohl belogen worden… und hatten sich das Schwein noch viel viel kleiner vorgestellt. Eddie war ein winziges Baby – kleiner konnte eigentlich kein Schwein sein.
Dass sie einen riesigen Fehler gemacht hatte, war der Familie da völlig bewusst. Es war klar: Das Ebay-Schwein konnte unmöglich in dem Zimmer bleiben. Die Menschen: total überfordert. Die Leute, die kurz zuvor noch die „Besitzer“ waren: namenlos und nicht mehr erreichbar. Und wir: hatten ebenfalls „überhaupt keine Verwendung“ für den kleinen Schweinemann. Jedoch gab es kein Zögern und wir packten das Schwein in eine Transportbox und nahmen es mit – ohne eine echte Idee, was wir dann tun sollten. Jedoch mit dem Wissen, dass alles besser sein würde. Und eine Idee kam dann auch.
Schweine gehören nicht in Wohnungen und Kinderzimmer, sondern in den Wald, auch wenn sie noch so „mini oder micro“ sind. Sein neues vorübergehendes Zuhause richteten wir in der „Kleintierabteilung“ ein: in unserem Kaninchenwaldgehege. Der verängstigte kleine Schweinemann rannte sofort los, wollte von Menschen absolut nichts wissen, voller Panik rannte und rannte er, 24 Stunden am Stück. Ohne auch nur einen Happen Essen anzurühren, ohne zu schlafen, voller Misstrauen Menschen gegenüber. Die Hunde jedoch machten ihm keine Angst, ganz im Gegenteil. Er vertraute ihnen.
Wir ließen ihn in Ruhe und begannen, ihn „zu bestechen“: mit viel Ruhe und Kartoffeln. Sein Vertrauen uns gegenüber stiegt im Lauf von nur ein paar Tagen so, dass wir ihn anfassen konnten. Was Eddie nun noch für eine glückliche Zukunft brauchte, war Schweinegesellschaft. Die fand er in der Schweinedame “Lilli”, die kurz nach ihm ins Land der Tiere einzog.
Der kleine Schweinemann aus dem Sack wiegt heute etwa 75 Kilo und ist ein wundervoller Typ, der ein ziemlich freies Leben im Land der Tiere genießt, mit Menschen, Hunden, Schafen, Kater Klaus und vor allem Lilli unterwegs ist. Und macht, was ein Schwein eben tut, rennen, buddeln, Sachen suchen, Kuscheln, Freundschaften pflegen, baden gehen, den Po in die Sonne legen – und Schwein sein. 🐖