„Schüler sollten Kalb schlachten“ – weil ein Schulprojekt es so wollte. Ein Kalb, das sie eigentlich retten wollten. Laut Schulmedien war das Projekt angeblich „ergebnisoffen“, die Schüler*innen sollten also über Goofys Leben (oder Tod) abstimmen und entscheiden. Als wir vor Wochen von dem „Projekt Goofy“ erfuhren, hatten wir Zweifel an der „Ergebnisoffenheit“. Die Schüler*innen würden sich niemals geschlossen für Goofys Tod einsetzen. Wenn dann garantiert nicht „ohne Druck von oben“. Nicht ohne dass traumatisierte Jugendliche aus diesem „Projekt“ zurückbleiben würden: diejenigen, denen er ein Freund geworden und nicht „Nutztier“ war. Diejenigen mit Mitgefühl für alle Tiere, für die es keinen Unterschied macht, ob jemand, der Goofy heißt, ein Hund oder ein Rind ist.
Diejenigen, die auf der Schulwebseite als „naiv“ bezeichnet wurden: die „Verliebtheit“ der Kinder sei ein „zwar natürlicher, aber naiver Impuls“. Mitgefühl gegenüber anderen soll also ein naiver Impuls sein, den es während des Projektes auszutreiben galt? „Goofy ist und bleibt ein Nutztier“.
Während nach außen hin noch kommuniziert wurde, die Entscheidung über Goofys Leben oder Tod „blieb bis zum Ende offen“ und würde von den Schüler*innen abgestimmt, wurde seitens der Schule mitgeteilt, „die Entscheidung stünde fest“. Goofy würde geschlachtet. Keine Diskussion.
Obwohl es bereits seit langer Zeit sogar eine praktische Option gab, Goofy zu retten und ihm ein gutes Leben bis an sein natürliches Ende zu ermöglichen: der Erdlingshof hatte schon im Sommer angeboten, Goofy aufzunehmen, damit er leben kann. Ein geplanter Besuch der Schulklasse auf den weit entfernten Lebenshof kam coronabedingt leider nicht zustande, stattdessen konnten wir immerhin „vertretungsweise“ einen Kurzbesuch im Land der Tiere arrangieren: bei Tieren, die als „Nutztiere“ geboren wurden und nun keine mehr sind, sondern einfach leben, für sich selbst.
Das Angebot des Erdlingshofes, Goofy einen Platz zum Leben zur Verfügung zu stellen, gilt nach wie vor. Mittlerweile gibt es auch noch ein Platzangebot von Hof Butenland. Goofy könnte also „doppelt leben“ – und kein „Nutztier“ mehr sein. Wie die Schüler*innen wohl entscheiden würden, wenn sie jemals echtes Mitspracherecht gehabt hätten, ohne Druck von Erwachsenen, die über sie bestimmen? Ob sie es jetzt geschlossen okay finden, wenn Goofy nun ein ödes Leben als „Zugochse“ im Museumsdorf Volksdorf führen muss, an dem Ort, wo er nur einziehen durfte, um geschlachtet zu werden? Einem Ort, wo das Schlachten gelehrt wird – und dieser „naive Impuls namens Mitgefühl“ vernichtet werden soll?
Richtet euren möglichen Zorn über das Projekt bitte nicht an die
Schüler*innen, sondern an das Walddörfer-Gymnasium Hamburg und das Museumsdorf Volksdorf und an alle, die dieses und ähnliche „Projekte“ mit der Zielsetzung, Kindern ihr Mitgefühl für Tiere „auszutreiben“, gut finden.
Die Schüler*innen des WDG sind immer wieder herzlich willkommen zu Besuchen im Land der Tiere. Mit ihrem eigenen Kopf, ihrem Willen und dem Mut, sich Gefühle nicht austreiben zu lassen.
Und natürlich auch alle anderen. Nutzt unser Projektangebot für Schulklassen und Jugendgruppen in Zusammenarbeit mit Mensch Tier Bildung: https://land-der-tiere.de/schule/.
(Foto: ein junger Bulle, der im Gegensatz zu Goofy niemals eine Chance hatte.)