Fritzi würde wahrscheinlich ihren Frisör verklagen, wenn sie könnte. Und nicht nur den. Denn auf die ungeheure Idee, Tieren völlig unnatürliche Eigenschaften anzuzüchten, die sie abhängig machen von Menschen und einer immer blöden Frisur-Prozedur, muss man erst mal kommen.
Viele der gezüchteten Schafrassen haben ein Problem: ihre Wolle. Natürlicherweise haben Schafe wie alle anderen behaarten Tiere einfach nur Haare und Fell, welches sie selbständig wechseln. Sommerfell, Winterfell. Im Frühling fällt das warme Winterfell selbständig ab, die losen Haare am Körper werden solange an Bäumen und anderen Stellen herumgeschubbert, bis sie abfallen. Und fertig ist die Sommerfrisur.
Bei „Wollschafen“ ist das anders: Sie wurden nicht nur wegen ihres Fleisches gezüchtet, sondern auch für Wolle, die zu früheren Zeiten „beliebter Rohstoff“ war. Es war erwünscht, dass Schafe keinen selbständigen Fellwechsel mehr können, weil man die Wolle „ernten“ wollte. Heute ist die Wolle mehr Last, nicht nur für die Schafe, und verdienen lässt sich damit nichts mehr. Geschoren werden müssen sie trotzdem, auch wenn die Wolle niemand verwertet. Denn ungeschoren wird ein Wollschaf schnell ein wandelnder Wollklumpen, der den Körper in einer dicken und immer schwerer werdenden Dämmung gefangen hält.
Fritzis Winterwolle ist für dieses Jahr Geschichte, sie und alle anderen „Woll“-Schafe im Land der Tiere haben den diesjährigen Frisörtermin gut überstanden und alle sind froh, es hinter sich zu haben. Über ein paar übriggebliebene Flusen an ungünstigen Stellen muss man als geübtes Schaf dann am Ende auch einfach mal hinwegsehen. 🐑