Er wird sein Leben lang damit klarkommen müssen. Damit, dass ihm als Küken sofort nach dem Schlüpfen die Schnabelspitze amputiert wurde. Abgeschnitten per Laser in der Brüterei, damit er als „Mastputer“ zusammengepfercht mit unzähligen Puten nicht aus Frustration und Langeweile andere Puten beschädigt.
Ob er dadurch bleibende Schmerzen hat, wir wissen es nicht. Wir wissen, dass er so sein Gefieder nicht richtig putzen kann, weil ihm die Schnabelspitze fehlt, durch die Vögel beim Putzen jedes einzelne Federchen ziehen. Wir wissen, dass Puten Samen von Grashalmen abstreifen, um sie zu essen, indem sie die Halme von unten nach oben durch den Schnabel ziehen. Damit das gelingt, dafür gibt es eine Schnabelspitze.
Das Amputieren von Körperteilen bei Tieren ist verboten. „Eigentlich“. Bei Puten, die als Masttiere gezüchtet werden, ist es dann trotzdem Praxis, es braucht zwingend eine Ausnahmegenehmigung des Veterinäramtes dafür, die nur erteilt werden darf, wenn es „für die Nutzung unerlässlich ist“. Ist es „unerlässlich“, Tiere zu verstümmeln? Und kontrolliert jemand die angebliche „Unerlässlichkeit“? Nein.
Sie picken und beschädigen sie sich übrigens auch mit abgeschnittenen Schnäbeln, wenn wir ihnen antun, was wir ihnen antun.
Pü stammt von einem Händler, der Küken „zum Selbstmästen“ an Privatmenschen verkauft. Nicht als Puten zwischen Tausenden in einer Mastanlage, eingepfercht in einer Halle, durchgedreht vor Stress und Langeweile. Dass Pü die Schnabelspitze fehlt, ist ein noch klarerer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz als die „übliche Praxis“ ohne Einzelfallkontrolle bei Mastputen sowieso schon. Ob es jemanden interessiert? Konsequenzen hat?
Für einen hat es ganz sicher Konsequenzen: für Pü selbst. Sein Trost ist hoffentlich das Leben, dass er nun haben wird, als höchstwahrscheinlich einziges aller Putenküken, die am selben Tag wie er schlüpften. 🦃