Tierrechte? Ist das nicht das Gleiche wie Tierschutz? Oder hat das etwas mit Gesetzen zu tun?
Heute ist Internationaler Tag der Tierrechte. Die Erklärung dazu überlassen wir einfach mal dem Umweltbundesamt:
„Genau 50 Jahre nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948 wurde dieses Datum auch zum Internationalen Tag der Tierrechte bestimmt. So wie es ethisch nicht vertretbar ist, Rechte nur Menschen einer bestimmten ethnischen Gruppe, eines bestimmten Geschlechts oder Alters zuzugestehen, ist es ebenfalls inakzeptabel, Rechte wie das auf Leben, physische und psychische Unversehrtheit und Freiheit nur auf Angehörige einer bestimmten Spezies zu beschränken.
Den Menschenrechten widersprechen Sklaverei, Folter, Todesstrafe, Diskriminierung, willkürliche Haft – doch all das ist Alltag für Milliarden Hühner, Schweine, Rinder, Fische und zahllose andere nichtmenschliche Tiere. Selbst wenn dies auch in Bezug auf Menschen längst nicht vollkommen abgeschafft ist, so ist es doch weitgehend geächtet, während der gleiche Umgang mit anderen Tieren als selbstverständlich hingenommen wird.
Als ein historischer Meilenstein wird die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte der französischen Nationalversammlung vom 26. August 1789 angesehen – doch diese galt ausschließlich für Männer. In der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wurden am 4. Juli 1776 erstmals in einem offiziellen Dokument allgemeine Menschenrechte postuliert – doch in der späteren Verfassungspraxis wurden sie nur frei geborenen, weißen Männern in vollem Umfang zugestanden, nicht aber Frauen, Sklaven und Leibeigenen. Wie wir das heute als offensichtlich verwerflich erkennen, werden künftige Generationen die derzeit übliche Denkweise als absurd ansehen. Es ist eine speziesistische Denkweise, analog zur rassistischen oder sexistischen. Eine Denkweise, nach der ein Kaninchen, ein Schwein, ein Affe oder ein Hund, die die gleichen intellektuellen und emotionalen Eigenschaften haben wie ein menschliches Kleinkind, weniger Rechte haben als etwa ein menschlicher Embryo oder ein Säugling. Eine Denkweise, die in der Praxis zu einem alltäglichen Blutbad führt.
Bereits 1781 schrieb der Philosoph Jeremy Bentham: „Die Franzosen haben bereits entdeckt, daß die Schwärze der Haut kein Grund dafür ist, ein menschliches Wesen schutzlos der Laune eines Peinigers auszuliefern. Es mag der Tag kommen, da man erkennt, daß die Zahl der Beine, der Haarwuchs oder das Ende des os sacrum gleichermaßen unzureichende Gründe sind, ein fühlendes Wesen dem selben Schicksal zu überlassen. Was sonst ist es, das hier die unüberwindbare Trennlinie ziehen sollte? Ist es die Fähigkeit zu denken, oder vielleicht die Fähigkeit sich zu äußern? Aber ein ausgewachsenes Pferd oder ein Hund sind unvergleichlich vernünftigere und verständigungsfähigere Tiere als ein Kind, das erst einen Tag, eine Woche oder selbst einen Monat alt ist. Doch vorausgesetzt, der Fall läge anders, was würde es nützen? Die Frage ist nicht: können die denken? Oder: können sie sprechen?, sondern: können sie leiden.“
Heute, weit über zweihundert Jahre später, ist es an der Zeit, dies zu begreifen und daraus die Konsequenzen zu ziehen, sich vom anthropozentrischen Wahn zu verabschieden.“