Es war einer dieser grauenvollen Orte, an dem wir sie vor einer Woche trafen. Der Ort, an dem sie sterben sollten. Jetzt sind sie „Die Geretteten vom Deich“.
Ein alter, zugemüllter, verdreckter Hof am Deich im Nirgendwo. Dort, wo normalerweise niemand längs kommt und die furchtbaren Dinge bemerkt, die Tieren angetan werden. In diesem Fall hat es jemand bemerkt – oder vielleicht nach Jahren endlich den Mut gehabt, Veterinäramt und Polizei zu informieren. Als sie auf dem Hof ankamen, lebten noch neun Schafe, die zu einer „Schächtveranstaltung“ dort von einem „Viehhändler“ geliefert in einer alten Lagerhalle standen. In dem abgezäunten, zugekoteten Bereich überall Blut, altes, neues. Die vielen dunklen Dinge am Rand erwiesen sich bei näherem Hinsehen als Hörner. Hörner toter Schafe, so viele…
Wir überlegten nicht lange, als das Veterinäramt uns nach Übernahme der Schafe fragte. Eines der Schafe war bereits gestorben. Es gab kein Futter, wer weiß, wie lange schon. Der Zustand aller acht bis dahin Überlebenden: furchtbar traurig. Die meisten abgemagert bis auf die Knochen. Vernachlässigt, fast aufgefressen von Parasitenbefall, dazu Verletzungen, Entzündungen, Eiter. Eiterfüße, Eitereuter. Alle psychisch resigniert und am Ende ihrer Kräfte: als wir die acht Schafe von dem Hof holten, ließen sie sich so problemlos in unseren Transporter verladen, wie sich Schafe eigentlich nie verladen lassen. Nur die kleine alte weiße Skudde zwischen den großen, schwarzköpfigen Schafen blieb kritisch – es ist ein bisschen so, als ob sie über die Anderen wacht.
Noch wissen wir nicht, welche von ihnen wir tatsächlich retten können. Eine der beiden schlimmsten Patientinnen, die wir gleich, nachdem wir sie abholten, in die Tierklinik bringen mussten, verstarb dort. Die Mastitis-Patientin mit dem offenen Eiter-Euter befindet sich noch in der Tierklinik, ist glücklicherweise momentan soweit stabil. Die anderen sechs Patientinnen hier essen, trinken, lassen alles über sich ergehen, was wir ihnen antun müssen, um ihnen zu helfen. Hoffentlich sehen wir in einigen Wochen sieben Überlebende durchs Land der Tiere laufen, grasen, in der Sonne liegen und wiederkäuen und Angst und Resignation gegen Vertrauen und Freude getauscht zu haben.
Wer den Schafen helfen möchte, kann das mit einer Patenschaft tun. Wir sind extrem dankbar für jede kleine und große Hilfe!