Jetzt hat er das zweite Mal sein Leben gewonnen. Er ist einer der vier als Küken aus einer Mastanlage geretteten Wiesengrün-Hähne. Anderthalb Jahre ist das her.

Er heißt Kasimir. Bis vor kurzem lebte er noch zusammen mit zwei „Brüdern“ als Hähne-WG, zusammen mit Pute Emily und Kaninchenfamilie Dr. Hasenbein. Alles war gut. Und dann ging es los… Streit untereinander, Streit mit Emily, mit der er doch immer so gerne gekuschelt hatte, selbst Hasenbeins mussten ziemlich verwundert Aggressionen mit anschauen. Es blieb nichts als die Wiesengün-Jungs zu trennen, zu probieren, ob wenigstens zwei weiterhin zusammenleben können und wollen. Was dann tagelang friedlich aussah und von uns ständig überwacht wurde, explodierte dann auch. Ohne Vorankündigung.

Kasimir war völlig verändert. Grade er, der eher Zurückhaltende, der schon im Alter von wenigen Wochen enorme Probleme aufgrund seines schweren Körpers hatte, aber wieder fit wurde, fand kein Streit-Ende. Streit, dem er körperlich mit seinem übergewichtigen „Mast“-Körper absolut nicht gewachsen ist. An dem Tag, wo wir ihn von seinem Bruder/Kumpel namens Zacke trennen mussten, damit die beiden sich nicht schwer verletzen, kapituliert er gänzlich. Fast zwei Wochen war er mehr tot als lebend. Den Kopf zu heben, um zu krähen, das war das einzige, was er noch schaffte.

Als er wieder laufen und selbständig essen konnte, war klar, dass er zwar sein Leben zurückgewonnen, aber alles verloren hatte. Seine Familie, sein Zuhause, seinen Alltag, Emily, die mal seine Freundin war, bis er es/sich vergaß. Es gab kein Zurück mehr für ihr zu seinen Brüdern, auch nicht zu Emily und Hasenbeins.

Alle vier Wiesengrün-Hähne leben nun getrennt. Vielleicht sind sie einfach erst jetzt erwachsen. Vielleicht liegt es an ihrer Mastgenetik, die oftmals mit gesteigerter Aggression verbunden ist. Sicher ist, dass diese Genetik ihnen ein ganz normales Leben unmöglich macht. Eins wo Streit endet, bevor jemand ersthaften Schaden nimmt. Eins wo Hähne mit Hennen zusammen sein können, denn auch das ist für „Masthühner“ nicht möglich: die Schwere ihrer Körper lässt kein Zusammenleben zu, weil sie die Hennen beim Besteigen verletzen.

Kasimir lebt nun zusammen mit den Puten Claudius, Jasmin und Jolanda. Er und die anderen Wiesengrün-Jungs finden hoffentlich ihr Glück wieder, auch wenn in Zukunft alles anders ist. 🐔

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

Unsere Videos

Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

Unsere Fotos