Eine hat das Glück, fast noch den Körperbau einer Wildpute zu haben, die andere trägt die schwere Last, als Mastpute gezüchtet worden zu sein. Eine von Millionen, die normalerweise unsichtbar in Mastanlagen sitzen. Sie begegnen in ihrem kurzen Leben keinem Menschen, der Mitleid mit ihnen haben könnte. Und bei Putenfleisch denkt leider niemand an Puten.
Die rotblonde Gesa wiegt ca. 4 Kilo. Sie kann sogar fliegen. Sitz gerne mal auf Zäunen herum, spaziert durch die Nachbargehege oder geht im Land auf die Suche nach dem perfekten Ort für ein Nest.
Die weiße Fräulein Schmittlauch wiegt ca. 20 Kilo. Sie ist froh, ihre Wege machen zu können, ihr schwerer Körper macht vieles unmöglich, was Puten eigentlich können. Fliegen, so wie Gesa, herumflitzen, aktiv sein. Fräulein Schmittlauchs Leben wird nicht mehr lange sein, irgendwann wird der Tag kommen, wo sie immobil wird, nicht mehr aufstehen kann. Dabei ist sie nicht einmal halb so alt wie die fünfjährige Gesa.
Beide wurden gezüchtet, um geschlachtet zu werden. Beide hatten das Glück, dass alles anders kam und sie nun schon lange zusammen im Land der Tiere leben, so verschieden, aber mit denselben grundsätzlichen Interessen. Was Puten, die als „Nutztiere“ gezüchtet wurden, angetan wird, vielleicht verstehen wir es erst, wenn so quicklebendige, freche, wilde Puten wie Gesa uns stellvertretend für alle, egal ob leicht oder schwer, uns zeigen, was sie vom Leben erwarten. 🦃