Es passierte vor einigen Tagen.
Eine Stunde zuvor war Helene noch mit den anderen unter den Bäumen unterwegs, im Laub nach leckeren Geheimnissen suchend, scharrend und pickend, glücklich und zufrieden, zwischendurch mit dem Hahn im Nachbargehege flirtend und Ente Heidi beim Baden im Teich beobachtend.
Vielleicht war sie so versunken in ihrem Tun, dass sie im Gegensatz zu den anderen, die ins Haus liefen und sich versteckten, die Gefahr, die von oben kam, gar nicht bemerkte.
Es muss sehr schnell gegangen sein, der Angriff erfolgte im vermeintlichen Schutz der Bäume des Wäldchens im Hühnergehege. Dort fanden wir sie, kaum zu sehen im dunklen Laub, es gab keine Jagdspuren. Ihr Körper mit zwei Bissverletzungen, die einem Greifvogelangriff zuzuordnen waren. Wir konnten nichts mehr für sie tun, außer sie zu beerdigen. Uns zu fragen, ob wir ihren Tod hätten abwenden können.
Dafür hätte es nur eine Möglichkeit gegeben: Helene einzusperren, niemals wirklich Huhn sein zu lassen, ein Huhn, das mit den anderen herumzieht, scharrend und pickend, glücklich und zufrieden. Gefangenschaft und Frustration gab es in ihrem Leben genug, bevor sie ins Land der Tiere einzog. Sie lebte in „Bodenhaltung“, hatte nie Sonne, nie Wiese, hat niemals im Laub Geheimnisse suchen und finden können, lebte unter Hühnern, die sich gegenseitig attackierten, weil sie nie Huhn sein konnten.
Helene blieben 8 Monate des Huhn-Seins nach dem für sie geplanten Schlachttag, der ihr Rettungstag wurde.
Adieu, Helene.