Für die Haltung von Puten gibt es in Deutschland keine Verordnungen, die Zucht und Mast – also die Ausbeutung der Tiere – regulieren. Der Status Quo: es ist ein grausames Geschäft, die Puten leiden unendlich und millionenfach. Unvereinbar mit dem Tierschutzgesetz. Findet trotzdem statt.
Viele Menschen fordern nun „aus Tierschutzgründen“ eine „Haltungsverordnung“, die im Grunde nur Verstöße gegen das Tierschutzgesetz legitimieren und zementieren würde. Das kann nicht im Interesse von Tierschützer*innen sein. Weil es nicht im Interesse der Tiere ist und man das hübsche Tierschutzgesetz, nach dem niemand ohne vernünftigen Grund Tieren schaden darf, auch gleich in die Tonne hauen könnte. Ein Gesetz, das „die Unversehrtheit schützen“ soll, muss es tun. Haltungsverordnungen und Ausnahmeregelungen sorgen aber dafür, dass das Gesetz faktisch bei „Nutztieren“ außer Kraft ist.
Das nennt man dann auch noch Tierwohl“: Etwas mehr Platz, weniger Tiere pro Stall als jetzt, vielleicht irgendwann keine kupierten Schnabelspitzen mehr (was sowieso längst verboten, aber Praxis ist), das wünschen sich manche „Tierschützer“. Und Menschen, die gerne Putenfleisch essen.
Selbst wenn irgendetwas „besser“ würde, bleibt eines immer gleich: Der Tod, nach einem kurzen Leben. „Leben“ unter grauenhaften oder minimal weniger grauenhaften Bedingungen, ohne Abwechslung, ohne je fliegen zu können wie eine echte Pute, ohne Hoffnung, in einem Körper, der nicht zum Leben gemacht ist – denn daran würde sich nichts ändern.
Diskussionen um „Tierwohl“, der heutige Welttierschutztag – all sowas ist Pute Amelie egal. Für sie zählt die Gegenwart, was jetzt gerade passiert. Zusammen mit ihren Freundinnen Anouschka, Cleo und Luna will sie leben, entdecken, Pute sein. Fliegen können sie nicht, auch ihre kupierten Schnäbel können sie nicht so einsetzen, wie sie es eigentlich würden. Trotzdem untersuchen sie ihre Umgebung aufs feinste, nehmen jede Veränderung wahr, sind neugierig, freuen sich meistens über Besuch, rennen bei bekannten Menschen voller Vorfreude auf diese zu. Sie leben selbstbestimmt, entscheiden, was sie wann machen möchten oder auch nicht.
Millionen anderer Puten haben diese Möglichkeiten nicht, hätten sie auch nicht unter vermeintlich „besseren Haltungsbedingungen“. Deswegen: Zum Welttierschutztag gehören keine Forderungen nach einer Reglementierung des Elends, sondern nach einem Ende der Ausbeutung von Tieren.
Wenn ihr mehr darüber wissen möchten, warum eine „bessere Haltung“ keine Lösung ist, empfehlen wir unseren Hintergrundtext dazu.