Schildkröten, Zentimeterpapier und viele Zettelchen: Gestern war Wiege-und Dokumentationstag mit „Passfotoshooting“ in unserer „Schildkrötenabteilung“.
Passfotos? Von Schildkröten? Alle Landschildkröten (und auch viele Wasser- und Sumpfschildkröten) stehen unter Artenschutz und sind meldepflichtig, die meisten „kennzeichnungspflichtig“. Eine Möglichkeit, sie „fälschungssicher“ zu kennzeichnen, wären Transponder-Implantate, wie sie auch bei Hunden, Katzen und anderen Tieren eingesetzt werden.
Schildkröten allerdings können das selbst viel besser, die Sache mit der eindeutigen Kennzeichnung von Individuen, denn keine Schildkröte sieht aus wie eine andere. Jeden Panzer gibt es nur einmal, manchmal sind es nur kleine Feinheiten, an denen man Schildkröten unterscheiden und identifizieren kann. Und dafür gibt es: Passfotos. Nicht das beliebteste Fotoshooting bei den Schildkröten, weil auch der Bauchpanzer fotografiert werden muss. Aber bis auf die üblichen Verdächtigen haben wieder alle ganz gut mitgemacht.
„Passfotos“ dienen nicht nur der Identifizierbarkeit in Artenschutzangelegenheiten. Maia, eine junge Griechische Landschildkröte, wurde uns als Fundtier gebracht, zusammen mit einem männlichen Griechen. Wir bezweifelten, dass die Fundgeschichte der Wahrheit entsprach, haben Fotos des „Fundtieres“ mit den der zuständigen Artenschutzbehörde vorliegenden „Bestandsmeldungen“ in der Gegend abgeglichen. Tatsächlich war sie angemeldet und wir konnten sie ganz eindeutig identifizieren, obwohl es sich um ein „Babyfoto“ handelte. Maias zusätzliches kleines Rückenschildchen ließ keine Zweifel zu. Angemeldet war sie auf jemanden, der „zufällig“ denselben Nachnamen hatte wie der „Finder“…
Bei anderen Schildkröten wie „Mops“ stellt sich bei der Abgabe heraus, dass sie „gänzlich illegal“ waren. Mops wurde von einem Touristen auf einem Markt in Nordafrika gekauft und nach Deutschland geschmuggelt, dann verlor ihr Käufer schnell die Lust und schenkte sie einem Kumpel, der sie dann Jahre später bei uns abgab.
Für uns dient die Dokumentation vor allem der Sicherheit, dass sollte mal jemand verlorengehen und irgendwo wieder auftauchen, die Schildkröte eindeutig identifizierbar und uns zuzuordnen ist. Und der Erkenntnis, dass die alten Wesen, die zum Teil vor fast 30 Jahren zu uns kamen, schon da uralt waren. Wie man das feststellt? Wenn sie sich in fast 30 Jahren kein Gramm und keinen Zentimeter verändern. So wie Herr Schreiber, Oma Trampeltreu und einige andere, die jetzt wirklich aus der Nummer raus sind, sich noch einmal für ein Passfotoshooting zur Verfügung stellen zu müssen.