Ihr Tag hatte ganz normal angefangen. Frühstücken, gemeinschaftliches Treffen am Wassereimer, Spazierengehen, mit den anderen Gänsen herumschnattern, eine Runde im Teich schwimmen – alles, was Gänse eben tun. Frau Holles Tag war ganz normal wie jeder andere und sie selbst völlig unauffällig wie immer. Überhaupt war Frau Holle „unauffällig“, niemals verstänkert mit den anderen und eine eher ruhige Gans.
Mittags war immer noch alles wie immer. Alle Gänse lagen friedlich im Grün neben dem Teich, die Köpfe eingekuschelt unter einem Flügel und machten ihr Mittagsschläfchen in der Sonne. Es ist die friedlichste Zeit bei den Gänsen, wo sich nicht einmal der wachsame Chef-Ganter Toni rührt, wenn Menschen in seiner Nähe sind, sondern einfach ruhig weiterschläft.
Dass nur zwei Stunden später bei den Gänsen alles anders sein würde, wussten wir noch nicht, als wir sie ihrer Siesta überließen. Es war Frau Holles letzte Siesta. Wir fanden sie, als wir die Gänse abends ins Bett bringen wollten. Alle kamen schnell angelaufen, wie jeden Abend. Frau Holle fehlte. Sie war einfach gestorben, ohne Vorankündigung. Still und unauffällig, wie sie immer war.
Adieu, Frau Holle.