Liebevolle Erinnerungen
An dieser Stelle möchten wir unserer ehemaligen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner gedenken. Danke, dass wir euch ein Stück eures Weges begleiten durften. Wir werden die Erinnerung an euch immer in unseren Herzen tragen.

Jente
Jente zog im Sommer 2022 zusammen mit ihrer Schwester Polente als Abgabeente ein. Die Familie, bei der sie vorher lebten, suchte nach einem schlachtfreien Zuhause mit Teich für die beiden und wurde im Land der Tiere fündig. Die unzertrennlichen Schwestern freundeten sich gleich mit Heidi an – das Ententrio war komplett, eine enge Freundschaft entstand zwischen den dreien, die lange halten sollte.
Warzenenten wie Jente werden auch Flugenten genannt. Jente bewies schnell, dass der Name bei ihr zum Programm gehört: Regelmäßig flog sie über ihren Teich, hin und wieder dann auch über den Zaun zum Nachbargehege und machte Ausflüge zu den dort lebenden Puten und Kaninchen. Oder badete sogar „fremd“, im ehemaligen Gänseteich zwei Gehege weiter.
Kartöffelchen & Flauschi
Unter Menschen und unter Hunden kennt man es: Wenn zwei Wesen eine tiefe Beziehung haben und dann Eins stirbt, dauert es oft nicht lange, bis das Andere folgt.
Flauschi und Kartöffelchen haben sich im Land der Tiere kennengelernt, „gesucht und gefunden“. Beide hatten Zeiten hinter sich, die nicht gut waren: einsame Zeiten.
Polente
Wer soll jetzt aufpassen, dass am Ententeich alles okay ist?
Sie war die Aufpasserin am Ententeich: Polente. Im Juni 2022 zog sie zusammen mit ihrer Schwester Jente ins Land der Tiere ein. Die Familie, bei der beide vorher lebten, konnte die Warzenenten nicht mehr halten und suchte nach einem Ort, wo sie in Sicherheit waren. Wo niemand auf die Idee kommt, sie zu schlachten. Und sie natürlich einen eigenen Teich haben, so, wie es sich für Enten eben gehört.
Frau Lehmann
Abschied von Frau Lehmann. Unmittelbar vor den Tag, der ihr zweiter Rettungstag gewesen wäre.
Eier. Eier legen, dafür wurde sie gezüchtet. Dafür sollte sie nach einem Jahr des Legens geschlachtet werden: weil sie körperlich am Ende ihrer Kräfte war vom vielen Eierlegen. „Ganz normal“. Wird einfach so hingenommen, dass Jahr für Jahr viele Millionen „Legehennen“ wie sie verbraucht werden, leiden, sterben.
Jolanda
Keine 4 Monate alt sollte Jolanda werden. Jetzt hat sie über 4 Jahre daraus gemacht.
Jolanda entdeckte vor vier Jahren jemand in einer Putenmastanlage. Die Masthalle war voller Putenhähne, dazwischen zwei viel kleinere weibliche Puten, versehentlich dort. Nach dem Schlüpfen „falsch gesext“, das kommt vor. Normalerweise werden weibliche und männliche Puten hierzulande getrennt geschlechtlich gemästet, wegen der unterschiedlichen Gewichtsentwicklungen und unterschiedlicher „Mastdauer“.
Bärt
Wir waren uns sicher: wir leben noch mindestens 10 Jahre zusammen. Und die Brüder Bärt und Ärnie können miteinander alt werden.
Als Ärnie vor einigen Monaten so furchtbar krank wurde, war Bärt, sein großer, starker Bruder, derjenige, der immer an seiner Seite war. Ärnie war monatelang sehr krank, hoffnungslos eigentlich. Und überlebte entgegen aller Prognosen. Wurde wieder gesund.
Bärt wurde im März 2020 im Land der Tiere geboren, das Leben seines Bruders Ärnie stand schon da einmal auf der Kippe. Ihre Mutter Bärta retteten wir schwanger – ohne davon zu wissen – aus dem, was man „Messi-Haltung“ nennt: ein Haufen Müll und Matsch, dazwischen viele Tiere, „betreut“ von Menschen, denen längst alles entglitten war, sofern sie überhaupt jemals etwas im Griff hatten. Den Tieren ging es übel. Eine davon: Bärta, Bärts Mutter, die immer „Nutztier“ war. Lämmer bekommen musste, Lämmer die ihr weggenommen und geschlachtet wurden, sie lebte als „Milchziege“, musste „Milch geben“ für Menschen. Eine Mutter, die immer unterm Existenzminimum klarkommen musste. Nie ungestörtes Familienleben hatte. Deren Leben geprägt war von Gewalt, Entbehrung, Vernachlässigung.
Mausi
Es war so etwas wie „Liebe auf den ersten Blick“.
„Mausi wird ihren Platz bei uns haben“, das war vor einigen Monaten die Antwort auf die Anfrage eines Pferdehofes nach der Aufnahme mehrerer Tiere von dort. Der Pferdehof-„Streichelzoo“ sollte aufgelöst werden, nachdem es Ärger mit dem Veterinäramt gegeben hatte. Mausi fand ihren Platz im Land der Tiere. Und es war so etwas wie „Liebe auf den ersten Blick“.
Gesa
Als wir Gesa vor sechs Jahren kennenlernten, saß sie in der „Küchenvoliere“ eines Tierparks, wo „vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen“ gehalten und gezüchtet werden. Nicht um ihrer selbst wegen, sondern „natürlich“ als „Nutztiere“. In die Küchenvoliere wurden die Vögel aussortiert, die aufgrund von „Farbfehlern“, die dem „Rassestandard“ widersprachen oder wegen anderen Besonderheiten als „nicht erhaltenswert“ galten. Gesa saß zwischen unzähligen andern Aussortierten, auf die nur Eins wartete: die Schlachtung und Verarbeitung im Tierpark, wo sie dann auf der Speisekarte der tierlieben Gäste gelandet wäre.
Abschied von Archie Ostermann
Eine alte Kaninchenregel besagt: gibt es zwei Tage in Folge ein Leckerli aus Menschenhand angereicht, ist damit ein Ritual geschaffen, dass niemals wieder gebrochen werden darf. Und wer sind wir, die alte Kaninchenweisheiten in Frage stellen würden?
Was wegen einer akuten Behandlung begann, wurde also bei Herr und Frau Ostermann und ihren Söhnen Teil der festen Morgenroutine: nach dem Frühstück noch ein kleines Leinküchlein abholen und dann ab auf die Wiese. Nur Archie Ostermann sah das anders und blieb sitzen. Das menschliche Putzpersonal fing an den Stall zu fegen, Archie saß meist oben auf der Kaninchenbude und beobachtete das Treiben, wartend… Und ab da hieß es: durchhalten! Vorsichtig um Archie herum putzen, bloß keinen Augenkontakt herstellen, denn sein hellwacher, entschiedener Blick ließ wenig Verhandlungsspielraum.
Seine energisch tapsenden Vorderpfötchen und zarten Nasenstupser, seine frechen Blicke und seine Hartnäckigkeit werden ab nun fehlen, denn vor einigen Tagen hat Archie sein letztes Leinküchlein gegessen und kam schon nicht mehr, um für ein zweites oder drittes anzustehen.
Abschied von Melone
Eigentlich leben Perlhühner in Afrika, als freie, wilde Vögel – und dort begann auch ihre heutige Nutzung und Zucht als „Fleischlieferanten“. Es entstanden „Mastperlhühner“, viel schwerer als ihre wilden Vorfahren, manche so schwer, dass sie nicht einmal mehr fliegen können wie echte Perlhühner.