Als die Lehmanns, sechs aus Käfighaltung gerettete „Legehennen“ im Land der Tiere ankamen, hätten wir nie zu hoffen gewagt, dass sie alle auch nur die nächsten Tage überstehen. So nackt und krank wie sie waren, manche hatten kaum noch die Kraft, den Kopf zu heben, standen die Chancen nicht gut, dass sie irgendwann nach einer Quarantänezeit alle zusammen würden draußen herumlaufen können.

Alle schafften es. Und sind losgelaufen, als es endlich nach draußen ging. Mit so viel Lust, dass diese ihre Angst vor allem, was sie nie kannten, besiegte. Einfach Huhn zu sein mit allem, was Hühner eben so tun, wie in Sand und Sonne baden, im Boden herumscharren, hier und da picken, mit den anderen diskutieren und um die Wette laufen, um als Erste an einem Apfel zu sein.

Fünf der sechs Lehmanns tun es auch heute noch. Drei von ihnen waren die ganze Zeit „Beobachtunsgkandidatinnen“ mit gesundheitlichen Problemen, was aber keine von ihnen von irgendetwas abgehalten hat. Wir hatten sie bei ihrem Einzug beringt, jede mit einer anderen Farbe, eine sogar doppelt bunt, eine gar nicht: weil nicht genug bunte Ringe zur Auswahl waren. So konnten wir immer auf den ersten Blick sehen, welche von ihnen ein Problem hatte, sie genau kontrollieren und beobachten. Die rote und die unberingte Frau Lehmann waren immer labil, blieben aber stabil, die grüne Frau Lehmann auch nicht 100 % fit. Wie auch nach solch einem Leben, solch einer Eierproduktion, mit dieser „Eiermaschinengenetik“, das Gegenteil hätte uns gewundert.

An dem Tag, an dem die grüne Frau Lehmann starb, war an ihrem Verhalten nichts auffällig. Einen Tag vorher hatten wir den Eindruck, die Farbe ihres Kammes sähe nicht gesund aus, er war dunkler als sonst, wie bei Herz-Kreislaufproblemen von Hühnern oft der Fall. Die Vermutung, dass ihr Körper ein Problem hatte, bestätigte sich an dem Nachmittag, der ihr letzter war.

Adieu, grüne Frau Lehmann.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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