Wenn wir einen Wunsch für sie frei gehabt hätten? Wäre es der gewesen, dass sie zusammen mit ihrer Schwester alt werden kann.
Vielleicht hat Nica schon immer gewusst, dass sie einen Grund hatte, gut auf sich aufzupassen. Sich vor allen möglichen und unmöglichen Gefahren, egal ob vor vorbeifahrenden Traktoren, fremden Menschen, Gewittern, Schüssen oder dem Wind in den Bäumen, in Sicherheit zu bringen. Am Ende waren sie und wir machtlos, weil ihr einzig wahrer Feind einer war, vor dem es weder Fluchtmöglichkeiten noch Sicherheit gibt. Einer, vor dem wir sie nicht beschützen konnten, auch wenn wir es noch so sehr wünschten.
Wir hatten gehofft, dass uns mehr bleiben als die „statistischen vier bis sechs Wochen“ nach der Diagnose. Und mussten die Hoffnung darauf zusammen mit ihr beerdigen. Als wir mit Nica im November in die Tierarztpraxis fuhren, war anhand der Symptome fast klar, dass wir mit den Laborergebnissen die Diagnose bekommen würden, die wir nicht haben wollten.
Eine kleine Lymphknotenschwellung im Hals war innerhalb von zwei Tagen so massiv groß geworden, dass sie kaum trinken konnte, alle anderen Lymphknoten wuchsen rasant mit, sie konnte sich kaum bewegen, war platt, hatte Fieber. Dass sie schon zwei Tage später nach diversen Medikamenten wieder okay war, lief, rannte, spielte, Traktoren verbellen konnte, guten Appetit und gute Laune hatte, gab uns Hoffnung, dass das Laborergebnis des Lymphknotenpunktates nicht die Diagnose „Lymphom“ liefern würde.
Die nächste Hoffnung war, dass ihr trotz der Diagnose noch ein bisschen mehr Zeit bleiben würde als eine Woche oder ein Monat – aber selbst die optimistische Aussicht auf vielleicht sogar noch ein Jahr konnte nicht genug sein.
Am Ende blieb ihr ein Monat. Ein Monat, wo es ihr gesundheitlich so gut ging, dass sie noch einmal Traktoren verjagen, mit ihrer Schwester Muli balgen, sich mit den Schafen „Keksabholduelle“ liefern, ihre Menschen mit ihrem 50 Kilo schweren umwerfenden Charme und ihrem verschmitzten Grinsen im Gesicht „umkuscheln“, ihrem besten Freund Kater Klaus mit ihrer großen Zunge das Gesicht waschen und noch einige ihrer heiß geliebten kleinen Plüschbärchen zerspielen konnte.
Nica starb im Alter von nur viereinhalb Jahren. Zuhause an einem ihrem ihre liebsten Orte im Haus, wo sie sich immer so sicher fühlte.
Adieu, Nica.