Es war Cosmos letzter Ausflug.
Vor ein paar Tagen mussten wir uns endgültig der Tatsache stellen, dass Cosmo nie erwachsen werden würde. Cosmo war grade vier Monate alt. Ein Baby. Mit unfassbar massigen Körper, furchtbarer Fehlstellung der Beine aufgrund des Gewichtes. Und genau so viel unfassbarer Lust, zu leben.
Cosmo wurde als „Masthähnchen“ gezüchtet, ausgestattet mit einem übergroßen Brustmuskel, der ihn nach unten zog, einem viel zu schweren Körper mit viel zu kurzen, weit auseinanderstehenden Beinen, die das Gewicht nicht tragen konnten. Schon als er und seine „Schwester“ Cosma im Sommer im Land der Tiere ankamen, war ihr Zustand dramatisch. Sie gingen einen Meter – und plumpsten hin. Eine Frage von kurzer Zeit, wann ihre Körper komplett kapitulieren würden.
Cosmo konnte seit einigen Tagen nicht mehr aufstehen. Es war genau das eingetreten, was schon bei seiner Ankunft absehbar war, was wir jeden Tag befürchteten, wo er bei uns war und wir bei ihm. Die einseitige Kapitulation der Hüfte machte ihn laufunfähig. Irreparabel.
Cosmo gab trotzdem nicht auf. Ertrug es. Aß und pickte im Liegen, ließ sich widerstandslos von uns in die Sonne tragen und hinter seiner „Schwester“ Cosma und dem großen Kumpel Puter Pü hinterher, wenn die beiden draußen unterwegs waren. Solange die beiden um ihn waren, war alles gut, zudem war er durch Medikamentengaben schmerzfrei – und nahm sich noch ein bisschen Glück mit. Wenn wir nicht zur Assistenz da waren, kuschelten Cosma und Pü zusammen mit Cosmo drin im Strohbett.
So wie am letzten Tag. Als Cosmo anfing, sehr unruhig zu werden, verzweifelt darüber, nicht mehr Herr über seinen Körper zu sein, legte sich der große Pü neben ihn, gab ihm körperlichen Halt. Aber auch das konnte Cosmo nur kurz beruhigen. Cosmo wollte eigene Entscheidungen treffen und realisieren, ein selbstbestimmtes Leben haben. Sein „für die Fleischproduktion optimierter“ Körper hat es ihm genommen.
Adieu, Cosmo.