Der kleine fast verhungerte Schnurps, der am Sonntag, dem 27. Juli 2025, ausgesetzt in Boizenburg gefunden wurde, mampft. Und mampft. Solche Leidensgeschichten wie seine beginnen nicht erst bei „Besitzern“, sondern viel früher: bei der Zucht.
Alle Kaninchen, deren Kiefer rassebedingt nicht die Form eines funktionierenden Kaninchenkiefers haben, bei dem sich die ständig nachwachsenden Zähne abnutzen, sind Qualzuchten. Und unterliegen damit eigentlich einem Zuchtverbot. „Eigentlich“, aber in der Realität gibt es Millionen von ihnen. Und jeden Tag kommen neue dazu, trotz Qualzuchtverbot. Ja, es sind die „sooo süßen“ Kaninchen. Die mit kleinen runden Köpfen, großen Kulleraugen, Schlappohren.
Die „süßen“ Kaninchen, die so gerne als Haustiere gehalten werden. Wenn die Katastrophe dann ihren Verlauf nimmt haben die „süßen“ Kaninchen nicht nur das Problem, nie richtig essen zu können, nie das essen zu können, was sie wollen, weil es einfach mit ihren Katastrophen-Zähnen nicht geht. Magern ab, haben Schmerzen, verhungern, wenn ihre Menschen ihnen nicht helfen.
Diesem kleinen Schnurps haben seine Menschen nicht geholfen. Sie haben ihn ausgesetzt. Da war der Prozess des Verhungerns wahrscheinlich bereits lange im Gang. Er wäre verhungert, wenn er nicht gefunden worden wäre, obwohl er draußen im üppigen Grün saß. Er konnte nichts davon essen…
Jetzt matscht er seine Matschpampe weg. Geriebenes Gemüse, eingeweichte Cunis, „Zahnfehlerkaninchenessen“. Viele viele kleine Portiönchen am Tag. Dass er jemals richtig etwas wegknabbern kann, Äste und Blätter schreddern, grasen wie ein Kaninchen, wahrscheinlich wird es nie funktionieren.
Für ihn ist jetzt erstmal das Wichtigste, dass er überhaupt essen kann. Nach der ersten Zahnkorrektur klappt das schon viel besser und er muss nicht zwangsernährt werden. Wie es weitergeht mit ihm wird die Zeit zeigen. Wahrscheinlich werden die Zähne mit den schlimmsten Schiefstellungen gezogen werden müssen, aber in seinem momentanen Zustand ist er alles andere als narkosefähig.
Seine Zukunft? Jemand wie er ist kaum vermittelbar. Wenn wir uns etwas wünschen könnten für ihn, wäre es ein Platz in einer netten Zahnfehlerkaninchengruppe bei lieben, erfahrenen Menschen, wo er das Kaninchen sein kann, das er zuchtbedingt für immer bleibt, eins, das sein Leben lang besondere Fürsorge und Aufmerksam benötigt und trotzdem ein tolles Kaninchenleben führen will, durchs Grün hoppeln, Löcher buddeln, in der Sonne liegen. Wir wissen, es ist ziemlich utopisch, so einen Platz für ihn zu finden. Vielleicht möchte uns ja jemand das Gegenteil beweisen. ❤