Temperaturen über 30 Grad sind extrem kritisch für die meisten Tiere. Auch im Land der Tiere sind wir einfach nur froh, wenn alle den Tag gut überstehen. Schauen, dass alle kühle Bereiche aufsuchen können, in den Schatten, ihre kühlen Ställe und Zimmer gehen, immer frisches Wasser da ist. Die Tiere bloß keinen Stress haben.
Was Außentemperaturen über 30 Grad für die Tiere in Mastanlagen bedeuten, die keine Ausweichmöglichkeiten haben – wahrscheinlich hat da kaum jemand eine Vorstellung. Es sind die Tage, wo die Stallkameras, die angeblich für „Transparenz in der Fleischerzeugung“ sorgen sollen, fürs Publikum abgeschaltet werden. Wo Hühner, Puten und Schweine massenhaft sterben. Dichtgedrängt auf engstem Raum, mit mehreren Tieren pro Quadratmeter, liegend in den eigenen Exkrementen, gestresst durch Hunderte oder Tausende Artgenossen pro Halle, durch Krankheiten – bei über 30 Grad steigt „die Mortalitätsrate“ enorm.
Auch bei einem der größten deutschen „Putenfleischerzeuger“ sind alle Stall-Web-Cams offline. Samstag lief noch eine einzige, aus einem „Außenklimabereich“. Pute an Pute, auf der Suche nach Schatten, Abkühlung, frischer Luft – einem Baum, der Schatten macht, Ruhe ermöglicht. Das, was keine*r von ihnen je haben wird. Ein Stau von Puten auf dem letzten Bild, die raus wollen und nicht können. Viele von denen, die gestern noch auf den Webcambildern waren, leben wahrscheinlich heute nicht mehr. Auch diese letzte „Transparenzkamera“ ist offline.
Zu viel Transparenz ist auch nicht gut für Konsument*innen. Wer sieht, wie die Tiere leben bzw. nicht leben, verliert zu schnell die Illusion „glücklicher Schlachttiere“. Auch wenn keine Hitze ist, die Fotos der Kameras, die uns vom Gegenteil überzeugen sollen, haben sicherlich bewusst so eine schlechte Qualität, dass sie nicht einmal große Verletzungen sichtbar machen. Und Standbilder garantieren, dass niemand sieht, wenn ein Tier nicht mehr in der Lage ist, aufzustehen. Von den anderen noch mehr geschädigt wird. Verhungert, verdurstet. Tiere totgeschlagen werden, Leichen weggeräumt.
Gut wäre, wenn Konsument*innen dabei zuschauen könnten.
Mrs. Bean, eine der geretteten ehemaligen Mastputen im Land der Tiere, würde wahrscheinlich sagen: Sie sollten zuschauen müssen. Damit es irgendwann ein Ende hat.