Kein Huhn, keine Ente, keine Pute und auch wir haben nie daran gezweifelt, dass Amanda die beste vorstellbare Hühnerchefin war.

Als Amanda 2021 im Land der Tiere ankam, war sie in einem katastrophalen Zustand – körperlich und psychisch. Vor ihrer Rettung hatte sie mit 1.500 weiteren Hühnern als „Elterntier“ in einem großen Bodenhaltungsbetrieb „gelebt“. Knapp 400 Eier hat Amanda dort gelegt. Eier, aus denen dann künstlich neue „Legehennen“ erbrütet wurden.

„Bodenhaltung“? Amanda war nie draußen. Hatte niemals Sonne auf den Federn. Keinen Platz zum Erkunden oder eine Möglichkeit zum Sandbaden, dafür Stress, dichtes Gedränge, Langeweile. Die Haltung hatte schlimme Spuren hinterlassen: Amanda und die anderen, die mit ihr zusammen gerettet werden konnten, hatten kaum noch Federn, hängende Kämme, diverse Krankheiten, Würmer und Darmpilz.

Amanda, die sich nach der langen Quarantäne anfangs kaum raus traute, blühte nach kurzer Zeit richtig auf: Gemeinsam mit ihren Freundinnen eroberte sie ihren neuen Garten. Erst Stück für Stück, bis sie schließlich so selbstverständlich umherlief, als wäre sie schon immer hier gewesen. Sie nahm sich, was sie wollte. Ein bisschen frech, ein bisschen forsch, mit beeindruckendem Selbstbewusstsein und ansteckender Neugierde und viel guter Laune. Irgendwann hätte man denken können, wir stehen vor dem falschen Huhn. Dieses große, fröhliche und bunt schillernde Huhn sollte die blasse, staubig-schwarze, traurige Amanda sein?

Amanda hat alles nachgeholt, was sie die ersten anderthalb Jahre verpasst hat und nichts ausgelassen. Umgeben von Freundinnen, immer gespannt darauf, was der Tag bringt. Scharren, Äpfelpicken, Diskussionen, die geführt werden müssen, Ausflüge in die hintersten Gehegeecken, Nickerchen, Sandbäder, Sonnenbäder. Bei den Führungen den Menschen, die zu Besuch in ihr Gehege kamen, einfach ganz selbstbewusst zwischen den Füßen umher wuseln – ganz egal, ob Bekannte oder noch nicht. Mit diesem Charme war es ein Leichtes, alle für sich zu gewinnen.

Amanda startete ihren letzten Tag wie jeden anderen, im Entdeckerinnen-Modus. Niemand wusste, dass dieses Sonnenbad das Letzte ihres Lebens sein würde. Sie starb völlig überraschend und ohne jede Vorankündigung. Wir fanden sie an einer ihrer liebsten Sandbadestellen.

Adieu, Amanda.

Schwein Pauline im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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Hündin Nica im Land der Tiere, einem Lebenshof für ehemalige "Nutztiere" in Mecklenburg-Vorpommern, idyllisch gelegen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zwischen Hamburg und Berlin

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