Abschied von Elliot & Eva
Elliot & Eva lernten sich im Herbst 2020 kennen, als Eva als Fund-Ente ins Land der Tiere einflog. Elliot, die wir als Küken retten konnten, war zu der Zeit grade ein Jahr alt und lebte zusammen mit ihrem alten Vater bei uns. Evas Landung kam wie gerufen. Sie und Elliot wurden schnell allerbeste Freundinnen, irgendwie… „Eins“. Zwei Gute-Laune-Enten, die „zusammenklebten“, tags, nachts, zu Lande und zu Wasser, beim Grasen, Watscheln, Schnattern, Baden, Putzen, Schlafen – immer. Mit ihrem so unglaublichen Lächeln im Gesicht.
Abschied von Luise
Ob Schafe wie die meisten Menschen davon träumen? Von einem zufriedenen und langen Leben, ohne im Alter bedeutsam krank oder nicht mehr mobil und nicht mehr selbstbestimmt zu sein? Und als altes Wesen einfach einzuschlafen und nicht mehr wach zu werden, wenn es an der Zeit ist?
Abschied von Herr Boris Wiesengrün
Wenn einer erklären konnte, warum es nicht okay ist, Hühner zu essen, dann er.
Fast zwei Jahre lang hat er gekuschelt, gefragt, geliebt, connected. Seine Geschichte erzählt.
Als wir Herr Boris Wiesengrün im Februar 2020 kennenlernten, war er ein winziges Küken. Ein zufällig Ausgewählter aus einer piepsenden Masse Tausender kleiner Vögel,befreit zusammen mit fünf weiteren Küken aus einer Hühnermastanlage. Sechs Küken, die gezüchtet wurden, um kein Leben zu haben. Sechs kleine, hilflose Vögel, die eigentlich unter den schützenden Flügel der Mutter gehört hätten. Unsicher und suchend piepsend, suchend nach Mama, Wärme, Sicherheit. Mit ihrem Einzug ins Land der Tiere wurden wir „Ersatzmamas“, die mit Küken kuschelten.
Abschied von Pfefferminza
Pfefferminza lernten wir kurz vor Weihnachten vor zwei Jahren kennen. Sie und zwei andere Kaninchen waren die letzten Überlebenden einer „Schlacht“-Kaninchenhaltung – wahrscheinlich die „Lieblingszuchttiere“ der Besitzerin. Alle anderen Kaninchen hatte sie geschlachtet, kurz bevor sie starb. Wie viele Jahre Pfefferminza verborgen hinterm Haus einsam in ihrem kleinen Stall gehockt hat? Eingesperrt und isoliert von allem, was ein Kaninchenleben ausmacht: freie Bewegung, hoppeln, sich aufrichten, buddeln, springen, grasen, hüpfen, flitzen, kuscheln.
Abschied von Ferdinand
Nie wieder mehr in der Sonne glitzernder Schnee auf Ferdinands Nase.
Nie wieder Ferdinand, der morgens vorm Stall liegt und auf seine Extraportion Essen und sein Schmerzmittel-Brötchen wartet. Es ist still ohne seine Rufe, die uns in den vergangenen Monaten so oft von irgendwo weggeholt haben, um ihn sicher nach Hause oder wieder zu den anderen Schafen zu bringen, die Ferdinand mit fortschreitender Demenz und Erblindung immer häufiger verlor, obwohl er doch einen Moment zuvor noch neben ihnen gestanden hatte.
Als Ferdinand vor fünf Jahren zusammen mit seinen drei Schwestern ins Land der Tiere einzog, war er sieben Jahre alt, doch körperlich ein sehr alter Herr. Er humpelte aufgrund einer alten Schulterverletzung, an der es nichts mehr zu reparieren gab. Das Einzige, was wir ihm Gutes tun konnten, ihn schmerzfrei und am Laufen zu halten. Fünf Jahre ging es gut, so gut es gehen konnte. Ferdinand blieb mobil, konnte mit den anderen um die Bäume ziehen, wenn auch humpelnd.
Abschied von Matinka
Woran denkt ihr bei Hühnereiern? Wir denken an Entzündungen und Eiter. Tumore und poröse Knochen. Schichteier, die mumifiziert im Huhn stecken. Unfertige, zerplatzte Eier, die blutig halb im Huhn und halb draußen hängen. Wir denken an die Hühner, die leiden und sterben für die Eierproduktion. Denken an Hühner wie Matinka, die doch nichts Anderes als Huhn sein wollten. 20 Eier im Jahr legen, vielleicht 15 Jahre alt werden.
Abschied von Filippi
Manchmal ist es einfach „Liebe auf den ersten Blick“. Diese dauerte fünf Monate, die vielleicht die besten seines Lebens waren.
Als Filippi im Dezember 2020 einzog, begann eine intensive Zeit. Er sollte etwa sieben Jahre alt sein, humpeln aufgrund eines alten Beinproblemes, was ihn aber nicht stören würde. Die OP sei gelungen, er würde schon viel besser laufen. Unmittelbar bevor er einziehen sollte, bekamen wir die Nachricht, Filippi würde abbauen. Die spanischen Ärzte meinten, es gäbe vielleicht ein Tumorproblem, ihre dahingehenden Untersuchungen waren allerdings ergebnislos. Ob er trotzdem zu uns ziehen dürfte? Heute wissen wir, dass unsere Antwort, dass das Einzige, was wir bereuen würden, wahrscheinlich sein würde, ihn nicht viel früher kennengelernt zu haben, stimmt.
Abschied von Nica
Vielleicht hat Nica schon immer gewusst, dass sie einen Grund hatte, gut auf sich aufzupassen. Sich vor allen möglichen und unmöglichen Gefahren, egal ob vor vorbeifahrenden Traktoren, fremden Menschen, Gewittern oder Schüssen, in Sicherheit zu bringen. Am Ende waren sie und wir machtlos, weil ihr einzig wahrer Feind einer war, vor dem es weder Fluchtmöglichkeiten noch Sicherheit gibt.
Nica starb letzte Woche Zuhause an einem ihrer liebsten Orte im Haus, wo sie sich immer sicher fühlte.
Adieu, Nica.
Abschied von Mathilda
Bei der ersten Begegnung mit Mathilda haben wir uns geschämt für das, was andere ihr angetan hatten. Menschen kannte Mathilda nur als diejenigen, die sie alle paar Tage in die Enge trieben, einfingen, kopfüber festhielten, vergewaltigten, künstlich besamten. Mathilda Körper wies zahlreiche Verletzungen auf. Nach einem Jahr als Zuchtpute, gequält und gehalten zur Eiablage für die „Mastkükenproduktion“ in einem Großbetrieb, war sie physisch und psychisch am Ende ihrer Kräfte.
Abschied von Max
Kann man sich mit dem Tod versöhnen? Vielleicht wenn er nach einem langen, friedlichen, wunderbaren Leben eintritt.
Als wir Max kennenlernten, war er ein Lamm. Ein „Osterlamm“ ohne Zukunftsaussicht. Sein Leben hatte er Menschen zu verdanken, die vor über 15 Jahren vor einer Schafherde mit Lämmern standen und die kleinen Schafe bewunderten. Ihren war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, dass all die kleinen männlichen Lämmer schon bei ihrer Geburt „zum Tod verurteilt“ waren – und im Alter von wenigen Wochen geschlachtet werden. Diese traurige Erkenntnis ließ sie handeln. Vegetarier*innen werden – und Max retten.
Abschied von Helmut
Helmut war ein „Charaktervogel“. Voller Lebenslust, solange er seine Freundin Helma an seiner Seite hatte. Nach ihrem Tod vor einigen Monaten wurde alles anders. Seine geliebte Helma konnten wir ihm nicht ersetzten. Helmuts neuer kleiner Gesellschafter, Perlhuhnhahn Hütchen, der bei ihm einzog, war „Gesellschaft“ – aber nicht mehr. Beide waren nicht zufrieden, flogen ständig weg. Helmut flog und lief rastlos herum, rief, suchte. Helma?