Adieu liebe Alex

Vielleicht bewegt dein Schicksal irgendjemanden…

Ein Huhn hat eigentlich eine Lebenserwartung von über 10 Jahren. Sofern es kein „optimiertes Produkt“ der Tierindustrie ist, bei dem nur eine Eigenschaft zählt: „Leistung“. „Leistung“ in Form von Fleisch ansetzen oder Eier legen… – der Rest interessiert niemanden. Alex schlüpfte als „Masthuhn“, zwar „bio“, aber trotzdem auf enormen Fleischansatz gezüchtet.

Die Probleme, die eine solche Körpermasse, die überhaupt nicht zum Huhn selbst passt, für das Huhn mit sich bringt, sind den Produzenten egal. Fußprobleme, Knochenprobleme und Herz-Kreislauf-Probleme sind bei Masthühnern an die Tagesordnung gezüchtet.

Macht es dann überhaupt Sinn, solche Tiere, die wahrscheinlich keine hohe Lebenserwartung haben, vor der Schlachtung zu bewahren? Ja. Als Alex zu uns kam, war sie noch ein Küken. Ihr Todestermin im Schlachthof war schon am Tag, an dem sie in der Brüterei schlüpfte, geplant: Im Alter von nur 81 Tagen, also noch im Kindesalter, wäre sie geschlachtet worden. Und jeder Tag des Lebens, den man ihr damit genommen hätte, stand ihr doch so sehr zu. Die Monate, die sie im Land der Tiere verbrachte, waren für sie eine gute Zeit, eine glückliche Jugend, mit allem, was zu einem Hühnerleben dazugehört. Trotz ihres furchtbar schweren unförmigen Körpers, trotz Abszessen am Fuß aufgrund des enormen Gewichtes. Einfach leben und fröhliche Tage haben, zusammen mit guten Freundinnen. Sie hat es genossen. Bis ihr Herz versagte.

Das Krätzchen alias Gini

Langschläferin, Baustellenaufsicht, Schildkrötenhüterin

Ob es irgendwann Routine wird, wollte einmal ein Journalist bei seinem Besuch im Land der Tiere wissen. Nein, wird es nicht! Der Tod derjenigen, deren Leben wir ein Stück lang begleiten durften, wird niemals Routine. Nicht einmal, wenn er „akzeptabel erscheint“, weil jemand sehr alt und schon lange sehr krank war. Und es tröstet auch nicht, wenn wir ihm vor seinem Tod zu einem guten, glücklichen Leben verhelfen konnten, welches viel länger war, als wir zu hoffen gewagt hatten.

Als wir zusagten, Krätzchen, die auf ihren krummen kleinen Beinchen diverse Krankheiten mit sich herumschleppte, ein Altersruheplätzchen bieten zu wollen, hofften wir, ihr noch ein paar gute Monate bieten zu können. Es wurden viele Jahre – Jahre, in denen wir uns regelmäßig „von ihr verabschiedeten“, weil es eigentlich keine Hoffnung mehr gab und es ihr furchtbar schlecht ging.

Wir haben nie aufgegeben – und sie ist immer wieder auf die Füße gekommen. Jedoch immer ein kleines bisschen weniger… und seit Wochen zeichnete sich ab, dass ihr Leben bald zu Ende sein würde. Auch wenn viele, die sie kennen gelernt haben, schon lange davon ausgingen, dass sie unsterblich sein müsse.

Lieben Dank Christiane Michel, die das kleine Krätzchen nicht beim Hundefänger auf Ibiza zurückgelassen und sie mit zu sich auf die Finca der Tierhilfe Duo Ibiza genommen hat. Ohne Christiane, die sie uns dann anvertraut hat, hätte sie kaum eine Chance gehabt auf ihre letzten guten Jahre – und wir nicht die Ehre, sie kennen gelernt zu haben. Mit all ihren schrägen Macken, unseren schlaflosen Nächten, ihren 7 plus x Leben.

Zeus

Nur anderthalb Jahre Sicherheit, Freiheit, Freude und Zeit für Freundschaften sind ihm geblieben. Bevor Zeus ins Land der Tiere einzog, saß er lange Zeit ohne realistische Vermittlungschane in einem spanischen Tierheim. Wie furchtbar sein Leben davor war, können wir nur erahnen: Seine Besitzer, wo er als Wachhund lebte, ließen ihn beim Auszug einfach zurück.

Er blieb, treu ergeben, verhungerte fast. Zeus zog als Siebenjähriger, also für seine Rasse alter Herr, ins Land der Tiere – und baute schnell Vertrauen auf, nutzte seine Zeit dafür, zu wachen und Freundschaften mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu schließen und zu pflegen, egal ob mit Huhn oder Hund, Mensch oder Schaf, Pute oder Katze, voller Respekt und Sanftheit sogar gegenüber den kleinsten Kaninchen. Unsere Sorge, dass seine desolate Hüfte, sein steifes Knie oder seine Leishmaniose seine Lebensfreude trüben und sein Leben verkürzen würden, wich vor Monaten einer Sorge, gegenüber der wir letztendlich machtlos waren. Zeus litt an einer schweren Herzerkrankung, die wir zwar medikamentös behandeln, aber nicht heilen oder stoppen konnten. Sonntag erlebten wir den letzten gemeinsamen, fröhlichen Tag, nicht ahnend, dass es der letzte sein würde. Zeus starb am frühen Montagmorgen, genau so friedlich und bescheiden, wie er immer war. Sein Herz hörte einfach auf zu schlagen, während er schlief.

Machs gut, lieber Freund.

„Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein. Du wirst dich daran erinnern, wie gerne du mit mir gelacht hast.“

Antoine de Saint-Exupéry

Heinz

Das Beste machen aus der wenigen Zeit, die bleibt: In den letzen beiden Lebensmonaten von Heinz haben wir unser Bestes gegeben, um Heinz sein Leben, welches nach seinem Fußbruch wegen vieler Komplikationen von Tag zu Tag schwieriger wurde und nicht mehr selbständig zu meistern war, so schön wie möglich zu machen. Die Hoffnung, er könne wieder gesund werden, wieder laufen, mussten wir schon vor einiger Zeit aufgeben.

Heinz hat sich selbst lange nicht aufgegeben, war der geduldigste Patient, entspannt, gut gelaunt, ließ sich ohne Probleme von A nach B tragen, was wir mehrmals täglich taten, aus seinem Krankenlager auf die Wiese, von der Sonne in den Schatten, aus dem Regen ins Trockene, xmal zum Tierarzt, mehrmals täglich Medikamente. Heinz sagte uns klar, wann was angebracht war, wann er essen oder trinken wollte, wann wir putzen mussten, zwitscherte vergnügt, wenn alles passte. Dann mussten wir uns von Heinz verabschieden. Er wäre eine Woche danach ein Jahr alt geworden. Heinz, du wirst uns sehr fehlen. Wir werden dich immer in Erinnerung behalten.

Mausi, die blinde Riesin

Katzen sagt man nach, sie hätten 7 Leben. Bei Kaninchen Mausi war es ähnlich. Mausi gehörte zu den ersten Einwohnerinnen im Land der Tiere. Als junges Kaninchen im Wald ausgesetzt kam sie vor 5 Jahren über ein Tierheim zu uns. Ihre Zielstrebigkeit, ihre Lust am Leben und ihre Toleranz gegenüber anderen Tieren von Schildkröte bis Ratte waren unglaublich. Sie hat uns gezeigt, wie fabelhaft ein blindes Kaninchen ein Leben als Freilaufkaninchen meistert. Wir haben in der Zeit, wo sie bei uns war, mehr als einmal um ihr Leben gekämpft – und täglich ihre entspannte Furchtlosigkeit bewundert. Sonntag mussten wir uns von ihr verabschieden. Adieu, Mausi.

Vrauke, die Ex-Legehenne

Kleines Huhn, große Angst, kupierter Schnabel: Vrauke lebte ein Leben als „Legehenne“, bevor sie ins Land der Tiere einzog. Bei kommerziell gehaltenen Hennen zur Eierproduktion ist es nach wie vor üblich – obwohl dem Tierschutzgesetz nach verboten – den Vögeln schon in der Brüterei die Schnäbel zu kupieren, damit sie sich im Stress in den Ställen nicht gegenseitig schwer verletzen.

Vraukes Gesundheitszustand war nicht gut, so dass sie zu Anfang eine längere Quarantänezeit und medizinische Behandlung hinter sich bringen musste, auch um die anderen Tiere nicht zu gefährden. Ende Januar 2016 war es dann so weit, dass sie in das soeben fertiggestellte neue Hühnerhaus umziehen konnte und zusammen mit Vrieda leben und ihre neue Freiheit genießen konnte. Dabei folgte die kleine Vrauke der großen Vrieda auf Schritt und Tritt. Auch wenn es auf Tour ins Kaninchenhaus ging, um dort ein bisschen Chaos anzurichten. Nur wenige Monate später mussten wir uns von Vrauke für immer verabschieden. Machs gut, kleine Vrauke.

Herr Hempel – Chaos muss sein

Im ersten Leben eingesperrtes Kinderspielzeug, im Leben bei uns sorgt er dafür, dass es im Zwergengehege immer aussieht „wie bei Hempels unterm Sofa“. Stroh durfte grundsätzlich nicht in den Häusern liegen, sondern gehörte vor die Tür geräumt. Richtig gemütlich war es erst, wenn noch ein Futternapfinhalt dazu geschüttet und alles ordentlich mit dem Untergrund vermengt wurde. Wir denken an dich, Herr Hempel.

Lotte, Schaf-Charme in Person

Das liebe uralte Lottchen konnten wir bereits im Jahr 2008, seinerzeit für Animal Rights Watch ARIWA, retten und auf einer Pflegestelle des Vereins unterbringen. Lotte und sieben weitere Kamerunschafe waren der klägliche überlebende Rest einer Herde Kamerunschafe. Die Besitzerin bat uns um Hilfe und Auflösung ihrer Schafhaltung, nachdem sie insgesamt 31 tote Schafe zu beklagen hatte.

Sie hätte verletzte Tiere mit gebrochenen Knochen aufgefunden, ein großer Teil sei vergiftet worden. Lotte und ihren Partner, die beiden ältesten und sehr klein geratenen Herdenmitglieder, brachte ARIWA auf einer Vereins-Pflegestelle in Sicherheit, die anderen Schafe konnten kurz darauf in ein neues Zuhause vermittelt werden.

Lottes Partner war hoch betagt nach ein paar schönen Jahren auf seiner Pflegestelle gestorben. Die „übrig gebliebene“ Lotte hatte dort zum Glück noch ihre Schafkumpels Max & Moritz. Eigentlich sollte sie für immer mit ihnen dort bleiben, doch 2014 stand fest, dass die Pflegestelle sich 2015 aufgrund von Auswanderung der Menschen auflösen wird. Natürlich sagten wir sofort zu, dass Lotte mit Max & Moritz einen Lebensplatz im Land der Tiere bekommen würde. Wenige Monate danach verlies uns das uralte Lottchen. Alles Gute, liebe Herzensbrecherin!

Samson, der taube Widder

Samson wurde auf einem Wanderparkplatz entsorgt, hatte zahlreiche Bissverletzungen. Seine Schreckhaftigkeit und Unsicherheit erklärte sich schnell: Samson war taub. Seine Ohren waren komplett zu – bei Widderkaninchen kein seltenes Problem. Ganz kaninchenuntypisch war er frei frei von jeglicher Aggression anderen Kaninchen gegenüber. Er verstarb in 2015.

Die schwarze Else – Chefin der Zwergenbande

Else kam abgemagert und unterernährt zusammen mit ihrem Neffen als „Rest einer privaten Hobbyzucht“ zu uns, weil der Besitzerin das Geld fürs Futter ausgegangen war. Zimperlichkeit im Umgang mit ihren Jungs konnte Else nicht vorgeworfen werden. Wir vermissen dich, Else.