Abschied von Freddy
Wir fanden Freddy an einem der beliebten schattigen geschützten Mittagsschlafplätze. Ihr letzter Mittagsschlaf – der, aus dem die alte Kaninchendame nicht mehr aufwachte. Zweieinhalb Jahre hat sie als Chefin der Zwergentruppe in der „Kleintierabteilung“ gelebt. Frech, fröhlich und unbeschwert, gut geputzt und bekuschelt von ihren beiden besten Freunden Barney und Anton hat sie das fast freie Leben genießen können.
Abschied von Anke
14 Monate echtes Leben, 14 Monate gefühlte Freiheit, die Anke zusammen mit den anderen Puten genießen konnte, ohne sozialen Stress durch Tausende anderer Puten, ohne weitere menschliche Grausamkeiten ertragen zu müssen. Anke lebte vorher in einer Zuchtfabrik, als „Produkt“, welches dazu da war, Eier zu legen, aus denen Küken für die Putenmast wurden. Alle paar Tage gewaltsam durch Menschenhand zwangsbesamt, ein ganzes Leben ohne Freiheit. Ohne Sonne, ohne Wiese, ohne Spaziergänge, ohne normales Sozialleben, ohne Sandbäder, ohne Weintrauben, ohne alles, was schön ist im Leben einer Pute.
Adieu, Mika
Irgendwo zwischen Trauer und Hoffnung. Trauer um jemanden, den wir begleitet haben, seit er in einer Brüterei aus dem Ei schlüpfte und kurz darauf mit Tausenden andere in eine Mastanlage eingestallt wurde. Der statt 20 Wochen Turbomast und Schlachthof dank seiner Befreiung aus der Mastanlage ein echtes Leben haben sollte und ins Land der Tiere einzog.
Georg
Auch wenn wir nicht damit gerechnet hätten, dass Georg, der seit einem Jahr krank war, einer der letzten drei Überlebenden der Land der Tiere-Puter sein würde, macht uns der Abschied von ihm nicht weniger traurig. Georg war zum Schluss nicht mehr in der Lage, mit seinem hohen Gewicht aufzustehen. Er wurde nur zwei Jahre alt.
Abschied von Winnie
Grade einmal 81 Tage hätte das Leben von Winnie als „Bio-Masthuhn“ nach EU-Norm bis zum vorprogrammierten Schlachttermin dauern sollen. Zusammen mit 4800 anderen Küken in einem Stall, 21 Kilo kleine, piepsende Hühner und Hähne pro Quadratmeter. An 27 von 81 Lebenstagen hätte Winnie auf dem Papier ein Recht auf Ausgang aus dem Stall gehabt – in der Realität allerdings vielleicht keine Minute des Lebens spüren können, wie es ist, wenn die Sonne warm auf die Federn scheint. Wie es sich anfühlt, im Boden zu scharren und ein schönes Staubbad unter freiem Himmel zu nehmen.
Lotta Ping-Pong
Lotta Ping-Pong lief mit Lungenentzündung, Schnupfen und extrem untergewichtig, ein mehr zerbrechliches Ping-Pong-Bällchen als eine Schildkröte, eine Bundesstraße entlang, als sie 2003 aufgefunden wurde. Sie hatte sich danach zur properen frechen Möchtegern-Chefin der Schildkröten-Mädelstruppe entwickelt. Ihre größte Stärke war: wild mit dem Kopf nickend den anderen Stärke demonstrieren. Nach 14 Jahren ist Lotta für immer gegangen. Machs gut, kleine liebe Lotta.
Abschied von Margot, Margarete und Magda
Selbst die, die das Glück haben, der Tierindustrie zu entkommen, bleiben Gefangene: Gefangen in ihren lebensuntüchtigen Körpern. Weil Menschen sie so „auf Leistung perfektioniert“ haben, dass ihre Körper nicht mithalten können. „Genetisch optimierte Legehennen“, die fast 300 Eier im Jahr legen müssen und nach spätestens einem Jahr ausgelaugt, krank oder tot sind. Auf so unglaublich viel Fleischmasse gezüchtete „Masttiere“, die oft schon im Alter von wenigen Tagen unter ihrem monströsen Gewicht zusammenbrechen oder einen plötzlichen Herztod sterben. Zuchttiere, also „Mastelterntiere“ wie die Hennen Magda, Margot und Margarete, haben gleich beide Probleme genetisch verankert: Enorme „Legeleistung“ plus „Fleischansatz“.
Der Gärtner
„Ich denke, dass der Sinn des Lebens darin besteht, glücklich zu sein.“ (Dalai Lama)
Als vor vielen Jahren ein kleines schwarzes Riesenkaninchen zusammen mit Mutter und Geschwistern im Wald ausgesetzt wurden, war es lediglich ein glücklicher Zufall, dass die Kaninchenfamilie gefunden wurde und so überlebte. Im Tierheim gelandet, saß die Familie ohne Adoptionschancen herum. Das kleine schwarze Riesenkaninchen, welches kurz darauf aufgrund seiner emsigen Tätigkeiten bei der Gartengestaltung den Namen „Der Gärtner“ bekam, zog mit seiner kleinen blinden Schwester zu uns.
Vriedas Devise war immer „Nicht aufgeben“
Nicht, als sie hoffnungslos eingeklemmt mit gebrochenem Flügel und kurz vorm Verhungern und Verdursten in einem Gitter der Anlage hing, aus der sie dann befreit wurde. Nicht, als ihr Flügel amputiert werden und sie das Krankenlager hüten musste. Sie war eine überaus geduldige Patientin, so voller Energie und Lebensfreude. Die behielt sie auch, als sie sehr krank wurde: Eine Nervenlähmung in einem Bein brachte sie nicht aus der Bahn – Vrieda arrangierte sich mit der neuen körperlichen Einschränkung, eroberte sich auch einbeinig ihre Wege.
Marlene
Es gibt diese Wesen, denen alles „böse“ gänzlich fremd ist, die leben, ohne jemandem zu schaden, ohne Aggressionen, ohne Streit, ohne auch nur einer Fliege ein Beinchen zu krümmen. Nur friedlich, weltoffen und tolerant, sanft und nett. Und dabei glücklich und zufrieden sind und jede Minute des Lebens lieben. Wesen wie Marlene, die wir immer in unseren Herzen behalten werden.